05.12.21

Momo in uns - Momo aktuell 2 Teil

Momo aktuell - 2. Teil


Momo in uns 12 2021



Ein kritischer Beitrag zur Weltsituation


Momo in uns

Erst wenn wir Momo in uns selbst spüren, werden wir die Momo-Geschichte gut verstehen, die Michael Ende 1973 veröffentlicht hat. Wir werden an Hand dieser Geschichte erleben, was auch in uns selbst vorgeht. Welche Feinde von innen und außen wirken in uns als Vorstellungen und Ängste, und bedrohen unsere innere Freiheit und Selbstständigkeit? Welche lebendigen Momo-Kräfte wirken in uns, die diesen Feinden gewachsen sind?
Wir können Momo in uns spüren, weil wir ihre Eigenschaften potenziell ebenfalls besitzen. Es sind die Eigenschaften, das Wesen des wahren Menschen, der wir alle der Möglichkeit nach sind. Wir wollen sie im Grunde unseres Herzens auch entwickeln. Nur ist uns das meist nicht bewusst, weil wir uns von unbekannten Feinden in und außerhalb von uns ablenken lassen.
Zwei wesentliche Eigenschaften hat Momo. Erstens ist sie innerlich lebendig. Sie steht ehrlich zu sich selbst, kann sich freuen, und steckt andere, ganz von selbst, absichtslos, mit Freude, Lebenskraft, Wahrheitsliebe und Nächstenliebe an. In ihr wirkt das unerschöpfliche Leben, eine Quelle lebendiger, rhythmisch fließender Zeit, die von einem kosmischen Zeitstrom gespeist wird. "Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen" (S. 57). Also ist "lebendige Zeit" Herzzeit, Zeit, die für Herzensbedürfnisse aufgewendet wird. Wer anderen Zeit stiehlt, stiehlt ihnen diese besondere Lebenskraft, ihre Herzzeit.
Ein anderer Satz aus dem Buch lautet: "Jeder hat seine eigene Zeit." Nur die eigene Zeit im Herzen ist lebendige Zeit. "Die Lebenszeit der Menschen stirbt buchstäblich, wenn sie von ihrem wahren Eigentümer losgerissen wird. Denn jeder Mensch hat seine Zeit. Und nur solange sie wirklich die seine ist, bleibt sie lebendig" (S. 147).
Zweitens hat Momo eine aus ihrer Lebenskraft im Herzen folgende Fähigkeit: Weil sie ruhig im lebendigen Zeitstrom mitfließt, ruht sie in sich selbst. Deshalb kann sie "zuhören". In stiller Nacht kam es ihr manchmal "so vor, als säße sie mitten in einer großen Ohrmuschel, die in die Sternenwelt hinaushorchte." (S. 23) Sie ist in der Lage, alles, das Schicksal jedes Menschen anzuhören und in sich aufzunehmen. Deshalb fühlt sich jeder von ihr akzeptiert und verstanden. "Sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme ..." Auch wenn sich ein Zuhörer wie der letzte Abfall vorkam, "wurde ihm auf geheimnisvolle Weise klar... dass es ihn unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab, und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die ganze Welt wichtig war ... So konnte Momo zuhören." (S.18) Das ist eine Fähigkeit, die auch in jedem von uns steckt, als Möglichkeit zumindest.

Momo hat viele Freunde, die sie lieben, weil sie von ihrer Lebensfreude angesteckt werden. Sie hat aber auch besondere Feinde: die "grauen Herren". Michael Ende stellt sie zwar als Menschen dar, aber es sind Verkörperungen von Denkweisen, die ebenfalls in allen Menschen stecken, auch in uns. Wenn die "grauen Herren" uns zum Zeit-Sparen auffordern, so meinen sie, wir sollten "überflüssige" Herzzeit zu Gunsten bestimmter Denkweisen, zu Gunsten unserer "Egozeit" abgeben.

Wir sollten unseren Vorteil suchen, Geld, Macht, Erfolg anstreben, und dafür unsere "Herzzeit" opfern. In dem Maß, wie wir das tun, wie wir nicht aus dem Herzen, sondern aus egoistischen Motiven leben, sind wir den "grauen Herren" ähnlich und leisten ihren Denkweisen Vorschub.
Die perfide Methode, Menschen zur Abgabe lebendiger Herzzeit zu bewegen, wird zum Beispiel in der Unterhaltung eines grauen Herrn mit dem Friseur Fusi geschildert, der "ein wahrhaft moderner und fortschrittlicher Mensch" werden soll. Er soll einfach "schneller arbeiten und alles Überflüssige weglassen": die Besuche bei seiner Mutter, das Füttern seines Wellensittichs, die Sorge um das kranke Fräulein Daria und Ähnliches - alles, was Herzzeit erfordert. (S.66) Schließlich vergisst Herr Fusi ganz, dass ihm dieses Verhalten eingeredet worden ist. "Der Vorsatz, von nun an Zeit zu sparen (Herzzeit), saß in seiner Seele fest wie ein Stachel mit Widerhaken" (S. 68).
Die grauen Herren rauchen dicke Zigarren. In diesen Zigarren steckt die geraubte, gestohlene Herzzeit, die für die Macht- und Geldgier der grauen Herren angewendet wird. Die grauen Herren, die auch in uns selbst wirken, können die lebendige Zeit nicht unmittelbar verbrauchen. Dazu fehlt ihnen das lebendige Herz. Sie müssen sie erst zu minderwertiger Zeit machen, dadurch, dass sie sie verbrennen, so wie Holz zu Energie verbrannt wird. Das Symbol dafür sind ihre Zigarren, die sie ununterbrochen rauchen, um die geraubte Zeit in für sie anwendbare Macht-Energie umzuwandeln.

Ein grauer Herr versucht Momo zu seiner Weltanschauung zu verführen. Er bringt ihr eine Puppe zum Spielen. "Guten Tag", quäkte die Puppe, "ich bin Bibigirl, die vollkommene Puppe." Um noch eins draufzusetzen, stellt der graue Herr dieser Puppe einen Gesellschafter zur Seite: "Das ist Bubiboy." Aber Momo kann immer noch nichts mit der quäkenden Bibigirl anfangen. Da fragt der graue Herr: "Möchtest du mir wohl sagen, was dieser vollkommenen Puppe denn nun noch fehlt?" Momo dachte nach: "Ich glaub ", sagte sie leise, "man kann sie nicht liebhaben."
Der graue Herr starrte glasig vor sich hin. Dann sagte er "eisig": "Darauf kommt es überhaupt nicht an." (S.92) Das ist der springende Punkt. Alle Geschenke des grauen Herrn kann man nicht "liebhaben".
Als der graue Herr spürt, wie Momo zunehmend inneren Widerstand gegen ihn aufbaut, sagt er: "Gib dir keine Mühe, mit uns, den grauen Herren, kannst du es nicht aufnehmen." (S. 94)
Aber Momo gab nicht nach.
"Hat dich denn niemand lieb?" fragte sie flüsternd.

Da krümmte sich der graue Herr ... starrte Momo an und schien gegen etwas anzukämpfen, das er nicht begreifen konnte. Und nun hörte Momo plötzlich seine wahre Stimme: "Wir, die grauen Herren, müssen unerkannt bleiben ... Nur solange wir unerkannt sind, können wir unserem Geschäft nachgehen Alle Herz-Zeit, die die Menschen sparen, ist für sie verloren ... Wir reißen sie an uns, wir speichern sie auf ... uns hungert danach ... wir saugen euch aus bis auf die Knochen ... Und wir brauchen mehr, denn auch wir werden mehr, immer mehr" (S. 95).

Lebendige Liebe im Herzen ist die einzige Möglichkeit, das Wesen der grauen Herren zu erkennen und ihren Machthunger zu vernichten.

Einen großen Teil der geraubten Herzzeit verbrauchen die grauen Herrn nicht sofort, sondern legen sie in ihre Sparkasse, zum späteren Verbrauch. Auch dies ist ein Symbol, und zwar für Verhaltensweisen in uns selbst. Wenn wir unsere Lebenskräfte aus dem Herzen, die für unsere Entwicklung zu einem lebendigen Menschen gedacht sind, für unsere Macht über andere, für überflüssiges Horten von Geld und für unser gesellschaftliches Prestige anwenden und all dies möglichst vermehren, um es später zu verbrauchen, so entspricht das dem Vorgang, dass die grauen Herren die gestohlene Zeit in ihre Sparkasse legen.
Die Sparkassen der grauen Herren sind die Tiefenschichten unserer Seele, unser Unbewusstes. Dort lagern wir die Herzkräfte, die wir ihrer eigentlichen Bestimmung nicht zugeführt haben, ab, und dort werden sie zu verhärteten, uns unbewussten Schichten in der Tiefe unserer Seele. "Vereisung" der Herzkräfte durch die grauen Herren, welche die Sucht nach Macht, Reichtum und Ansehen verkörpern, wird dieser Vorgang in "Momo" genannt.
Das führt zu dem immer wachsenden Gefühl in uns, dass wir in unserem Leben etwas Wichtiges versäumen: nämlich zu uns selbst zu kommen und das in uns gelegte Entwicklungsziel zu erfüllen. Und dieses Gefühl kann sich bis zur Depression darüber steigern, dass wir nicht geworden sind, was wir werden sollten: freie, wahrheitsliebende, ehrliche Menschen, die mit sich selbst im reinen sind. Wie eine unbekannte Last liegt dieser immer größere Vorrat an nicht sinnvoll genutzter Lebenskraft in unserer Seele. Das ist Teil unseres Karmas: die vielen lebensfremden Energien, mit denen wir, verführt von den grauen Herren, unser eigentliches Leben verdrängt und "vereist" haben.
Eins von vielen Beispielen dafür in Endes Buch ist der Maurer Nicola, ein Freund Momos. Er erzählt ihr: "Früher war ich stolz auf meine Arbeit ... Aber jetzt. Die Zeiten ändern sich. Da wird ein anderes Tempo vorgelegt. Das geht wie der Teufel. Das geht einem ehrlichen Maurer gegen das Gewissen. Viel zu viel Sand im Mörtel. Aber das Schlimmste sind die Häuser, die wir bauen. Das sind überhaupt keine Häuser, das sind - Seelensilos sind das!" Der Maurer hat sich von der Besessenheit und der Hast, sein Leben organisieren und möglichst viel Geld verdienen zu müssen, anstecken lassen. Er hat seinen berechtigten Stolz auf die eigene Arbeit aufgegeben und sein Gewissen unterdrückt. Er hat seine Herzzeit, die Liebe zur eigenständigen Arbeit, verdrängt und durch die von den grauen Herren verlangte Lieblosigkeit in die Tiefenschichten der Seele verdrängt. Dort "vereist" sie in der von den grauen Herren verordneten mechanischen Kälte. Wenn das ein ganzes Leben so weitergeht, wird jeder Lebensmut und jede Lebensfreude zerstört.
Weil die seelenlose Arbeit das Herz leer lässt, möchte der Mensch diesen Mangel durch immer mehr und immer schnellere seelenlose Arbeit oder Erlebnisse ausfüllen. Aber dieser Ausgleich gelingt nie. Das ist ein Teufelskreis, der zu immer größerer Hast, Geschwindigkeit und Sinnlosigkeit führt. Nur ein Leben in Herzzeit bringt innere Ruhe und das Gefühl, sinnvoll zu leben.

Ein kollektives Beispiel für eine "Vereisung" von Lebenskräften ist das gegenwärtige Christentum. Im Ursprung war es eine lebendige Erfahrung und Kraft im Herzen vieler Menschen. Es wurde dogmatisiert, zu bloßer Tradition, Ritual und Frömmigkeit herabgewürdigt, wovon sich Gläubige bis heute ihre Erlösung erwarten. Lebendige Herzkraft wurde "vereist". Erlösung ist nichts anderes als das Erleben erlösender Kräfte im Herzen. Erlösung kann nicht vor allem durch Tradition und Ritual erfolgen. Tradition und Ritual wurden aber durch die Jahrhunderte dazu benützt, lebendige religiöse Erfahrungen zu unterdrücken. Wenn den Menschen ununterbrochen lebendige Erfahrung, lebendige Zeit geraubt und in die tote Zeit bloßer Traditionen verwandelt wird, wird ihnen das Leben aus dem Herzen geraubt. Dieser Vorgang ist Teil des Karmas unserer westlichen Menschheit.

Ein zweites höchst aktuelles Beispiel für den Raub von Lebenskraft durch die "grauen Herren" ist uns ebenfalls gut bekannt. Es entsteht derzeit, anlässlich "Corona", auf der ganzen Welt ein riesiger Komplex "vereister" Lebenskraft. Überall unterdrücken "graue Herren" die Freiheit der Menschen. Die Fähigkeit des menschlichen Körpers zur Selbsthilfe gegen Krankheiten, die Stärkung der natürlichen Immunität, wird mittels strafbewehrter Kontrollmaßnahmen und medizinischer Eingriffe geschwächt. Was geschieht mit der unterdrückten Herzzeit und Lebenskraft des Körpers? Die Menschen verlieren ihre Lebensfreude und werden depressiv.

Die Methoden der grauen Herren, uns unsere Lebenskraft zu rauben und sie zu speichern, werden in jeder Hinsicht weiter perfektioniert und auf die ganze Welt ausgedehnt. Gleichschaltung durch Digitalisierung, Ablenkung vom eigenen Lebensmuster, vom eigenen Geschmack, von der eigenen Lebensfreude, und Unterwerfung unter Fremdbestimmung, Verführung und Betäubung durch Unterhaltung. Stets steht hinter der Verführung durch die modernen grauen Herren die Absicht, Macht und Kontrolle auszuüben, das Ich zu zerstören, die Freiheit des Menschen, seine Fähigkeit zu sich selbst zu stehen, zu unterminieren.
Der Kern dieser Maßnahmen ist materialistisches Denken, die Hoffnung, den Menschen und seine Gesellschaft durch Biotechnik und künstliche Intelligenz zu "verbessern", ihn von der Liebe zu seinem wahren Wesen und zu höheren Mächten, die seinem Leben erst Sinn geben, zu trennen. Mit diesen Methoden wird besonders schon auf die Kinder, sogar die Kleinkinder, eingewirkt, die noch wie unbeschriebene Tafeln sind und neue Einflüsse begierig aufnehmen.
Diese Absicht, den Menschen durch biologische und medizinische Technik zu "verbessern", wird heute Transhumanismus genannt. Die aktuellen "grauen Herren" sind jetzt nicht mehr nur personifizierte Denkweisen,. Es sind lebendige Menschen, die Milliardäre vom Weltwirtschaftsforum, von der Weltgesundheitsorganisation und von der Johns-Hopkins-Universität. Ihre Namen muss ich wohl nicht nennen. Sie haben keinerlei demokratische Legitimation und haben ihre Agenda blitzschnell sämtlichen Staaten der Erde aufgedrückt. Und sie arbeiten mit ständiger Angstmache.

Auf solche Art werden in unserem Unbewussten riesige Mengen Lebensenergien abgelagert, die durch Angst unterdrückt werden, und rauben uns das frische Leben. Die "vereisten" Lebensenergien vieler Menschen ziehen sich gegenseitig an und bilden gewaltige kollektive Kraftwolken, morphogenetische Felder, die wie dunkle Wolken über uns allen schweben und uns ständig beeinflussen.

Lässt sich aus alledem schließen, dass es die grauen Herren gut mit uns meinen? Die Menschen werden voneinander isoliert. Im Buch "Momo" wird das prophetisch geschildert: Momos Gefährten sind alle von ihr getrennt worden und den von den grauen Herrn genährten Wünschen verfallen. Sie ist ganz allein. Und sie kann ihre Freunde nicht wiedergewinnen. Denn wer die grauen Herren durchschaut und anderen "die Wahrheit über sie" mitteilt, macht sie sich zu "Todfeinden" (S. 144). Wer kann das aushalten?
Es ist in der Tat sehr schwer für jemanden, der Sicherheit und Geborgenheit in seiner Gesellschaft sucht, diese Methoden der grauen Herren zu durchschauen. Wenn er es versucht, wird er als "Querdenker" und "Menschenfeind" abgestempelt. Da bildet er sich lieber ein, er werde wie in einem wohlgesinnten Elternhaus von liebevollen, vertrauenswürdigen Menschen regiert.
Woher soll einer die seelische Grundlage beziehen, auf der er die niederschmetternde Wahrheit in sich zulassen könnte, dass es die grauen Herren, die regierenden Transhumanisten, eben nicht gut mit ihm meinen?

Damit sind wir wieder bei Momo, und bei einer noch größeren Dimension als dem Raub von Herzzeit, nämlich beim Umgang mit Tod und Leben. Momo bleibt nichts anderes übrig, als sich innerlich auf diese höhere Dimension, das Vertrauen in ein höheres Leben, zurückzuziehen. Sie hatte mit ihren Freunden versucht, eine Demonstration aller Erwachsenen gegen die grauen Herrn zu organisieren. Niemand kam. Und jetzt sitzt sie um Mitternacht, auch von ihren Freunden verlassen, ganz allein da und wartet.
Die jetzt folgenden Vorgänge, die sich wie Ereignisse in der äußeren Welt abspielen, sind wiederum als Bilder in der inneren Welt zu lesen. Sie finden im Bewusstsein einzelner Menschen statt, beispielhaft in Momo, und führen in hohe spirituelle Dimensionen. Ich möchte diese Bilder zu entschlüsseln versuchen, weil sonst das Buch "Momo" und die Absicht, die Ende damit verfolgt hat, unverständlich blieben. Er will seinen Lesern zeigen, wie mit den grauen Herren oder den transhumanistischen Milliardären im Bewusstsein abzurechnen ist.

Momo sitzt also ganz allein da und wartet.


"Plötzlich fühlte sie, wie etwas sie leise an ihrem nackten Fuß berührte" (S. 116). Es war eine "Schildkröte", ein Bote aus der Ewigkeit, der den Weg aus der Zeit in die Ewigkeit kennt. Kassiopeia, so heißt die Schildkröte, ist Sinnbild für einen inneren Kompass, der Momo von jetzt an geleitet und sie unbeirrt durch alle Turbulenzen der Zeit hindurchführt.

Momo folgt der Schildkröte und findet den Weg zu einer höheren Dimension. Es ist ein innerer Weg, der in dem Buch durch Schritte in der äußeren Wirklichkeit symbolisch beschrieben wird. "Und gerade, weil sie, (Momo und die Schildkröte), so langsam gingen, war es, als glitte die Straße unter ihnen dahin", heißt es (S.128). Denn jetzt ist Langsamkeit statt Hast angesagt. Sie gelangen in die "Niemals-Gasse", in der man nur vorwärts kommt, wenn man rückwärts geht. Das ist ein Bild dafür, dass man in der Seele in eine höhere Schwingung eintreten und die zeitlichen Erscheinungen hinter sich lassen muss, um zum Ursprung der Zeit zu kommen, dorthin, wo die Zeit aus der Ewigkeit, dem "Niemals", entsteht. Man muss "sich umwenden", wenn man aus der Vergänglichkeit in die Ewigkeit gelangen will.

Momo öffnet ein "großes grünes Tor", ein Bild für eine bedeutende Schwingungserhöhung ihres Bewusstseins, und geht wiederum durch einen langen Gang. Dieser führt "zu einem sehr kleinen Türchen", das Momo nur "gebückt" durchqueren kann - ein Bild dafür, dass sie hier jeden Stolz auf eigene Leistung ablegen muss -, und steht plötzlich im "Nirgend-Haus". Hier begegnen sie und die Schildkröte dem Meister Hora (Hora, lateinisch die "Stunde"), dem "Verwalter der Zeit", die aus der Ewigkeit zur Menschheit kommt. Meister Hora ist Verkörperung einer inneren Kraft in jedem Menschen, die es ermöglicht, dass das Bewusstsein außerhalb der Raumzeit steht - das ist das "Nirgend-Haus" - und in die Ewigkeit gelangt. Und Momo gerät in einen Zustand der "Erleuchtung".

Sie steht plötzlich mit der Schildkröte in einem gewaltig großen Saal und sieht unzählige "Kerzen", für jeden Menschen eine, deren Flammen reglos brennen. Sie sieht kleine Uhren für jeden Menschen und größere für jedes Volk, für die ganze Welt und für die Sonne und ihre Planeten. Auf dem Zifferblatt einer großen Uhr sieht sie zwei "feine Spiralen, die in entgegengesetzter Richtung übereinander lagen, sich langsam drehten und sich in besonderen Augenblicken schnitten." (S. 141) Meister Hora, die innere Kraft der Erkenntnis, erklärt ihr, dass diese Augenblicke "sogenannte Sternstunden sind, an denen große Dinge auf der Welt geschehen". Dass Momo in diesen Zeitsaal eingetreten ist und im Folgenden ein großes Geschehen auslöst, ist eine solche Sternstunde.
Meister Hora fragt sie: "Möchtest du sehen, wo die Zeit herkommt?" Er führt sie durch einen langen, langen Gang - wiederum eine Bewusstseinserhöhung -, und Momo hat plötzlich eine noch größere Erleuchtung, auch wieder symbolisch beschrieben. Sie steht "unter einer riesigen Kuppel aus reinstem Gold, so groß wie das ganze Himmelsgewölbe", und beobachtet, wie sich im Takt eines Pendels wunderschöne Blüten bilden und wieder welken. Eine dieser Lebensblumen ist ihre eigene. Und sie hört Stimmen aus undenkbaren Fernen und Worte in einer nie gehörten Sprache, die sie ohne weiteres verstand, weil sie in der "goldenen Tiefe ihres Herzens" erklang. "Und sie begriff, dass alle diese Worte an sie gerichtet waren! Die ganze Welt bis hinaus zu den fernsten Sternen war ihr zugewandt wie ein einziges, unausdenkbar großes Gesicht, das sie anblickte und zu ihr redete." (S. 158)

"Aber wo war ich denn", fragt sie Meister Hora nach diesen Visionen. "In deinem eigenen Herzen", antwortet er. (S. 158)

Und es überkam sie etwas, das größer war als ihre Angst. Von dieser höchsten Sphäre der Wirklichkeit aus, der Ewigkeit, werden Leben und Tod bestimmt und können die grauen Herren durchschaut werden. Wer das erlebt, oder auch nur ahnt, wie könnte der noch Angst vor dem Leben, Angst vor dem Tod haben? Und Meister Hora erklärt ihr: "Die Menschen wollen lieber denen glauben, die ihnen Angst machen. Das ist auch ein Rätsel." (S 154) "Wenn die Menschen wüssten, was der Tod ist, dann hätten sie keine Angst mehr vor ihm. Und wenn sie keine Angst vor ihm hätten, dann könnte niemand ihnen mehr die Lebenszeit stehlen." (S. 154) So viele Menschen haben heute Angst vor dem Tod, weil sie nicht wissen, welchen Sinn Leben und Tod haben.

Im Lauf der folgenden Wochen wächst unaufhaltsam die Macht der grauen Herren, von vielen unbemerkt. Momo fragt Meister Hora: "Warum sehen sie eigentlich so grau im Gesicht aus?" "Weil sie von etwas Totem ihr Dasein fristen. Die Lebenszeit der Menschen stirbt buchstäblich, wenn sie von ihrem wahren Eigentümer losgerissen wird. Denn jeder Mensch hat seine Zeit. Und nur so lang sie wirklich die seine ist, bleibt sie lebendig." (S. 147) "Alle Zeit, die nicht mit dem Herzen wahrgenommen wird, ist so verloren, wie die Farben des Regenbogens für einen Blinden oder das Lied eines Vogels für einen Tauben. Aber es gibt leider blinde und taube Herzen, die nichts wahrnehmen, obwohl sie schlagen." (S. 153)

Meister Hora fährt fort: "Was die Menschen mit ihrer Zeit machen, darüber müssen sie selbst bestimmen." (S. 153) Die grauen Herren "entstehen, weil die Menschen ihnen die Möglichkeit geben, zu entstehen - und nun geben sie ihnen auch noch die Möglichkeit, sie zu beherrschen."
"Und wenn sie keine Zeit mehr stehlen könnten?", fragt Momo. Die Antwort ist: "Dann müssten sie ins Nichts zurück, aus dem sie gekommen sind ... Aber leider haben sie schon viele Helfershelfer unter den Menschen." (S. 147) Und, so fährt Meister Hora fort: "Sie können den Menschen einen Schaden zufügen, der viel schlimmer ist als alles, was sie bis jetzt getan haben."
"Etwas noch Schlimmeres?" fragt Momo entsetzt.
"Ja, sie können die lebendige Zeit vergiften." Sie bilden schon ein weitgespanntes, dunkles Gedanken-Kraftfeld über und in der Welt, das den Menschen den Gang in die goldene Tiefe ihres Herzens und den Blick auf den goldenen Himmel der Ewigkeit unmöglich machen soll.
Meister Hora zeigt Momo ein ganzes Heer der grauen Herren. "In jedem Mund qualmte die kleine graue Zigarre" (S. 229). Der Rauch "zog sich in zähen Schleiern wie Spinnweben dahin. Er ballte sich zu ekligen, bläulich-grünen Schwaden, die sich langsam aber stetig immer höher übereinander türmten." (S. 229)
Meister Hora erklärt: "Wenn die finstere Qualmwolke sich rundherum und über uns geschlossen hat, dann mischt sich in jede (Zeit)stunde, die von mir ausgeschickt wird, etwas von der abgestorbenen, gespenstischen Zeit der grauen Herren. Und wenn die Menschen die empfangen, dann werden sie krank davon, todkrank sogar ..."
Momo: "Und was ist das für eine Krankheit?" Meister Hora: "Man wird ganz gleichgültig und grau, man kann sich nicht mehr freuen und nicht mehr trauern, man verlernt das Lachen und das Weinen. Dann ist es kalt geworden in einem, und man kann nichts und niemanden mehr lieb haben ... Wenn es einmal so weit gekommen ist, dann ist die Krankheit unheilbar. Es gibt keine Rückkehr mehr ... Man ist genauso geworden wie die grauen Herren selbst. Ja, dann ist man einer der ihren. Diese Krankheit heißt: die tödliche Langeweile." (S. 232)

Die Macht der grauen Herren ist schließlich unendlich gewachsen. "Wir haben es satt", sagen sie, "uns die Stunden, Minuten und Sekunden der Menschen einzeln zusammenzuraffen. Wir wollen die Zeit aller Menschen!" (S. 217) Denn: "Menschen sind längst überflüssig. Sie selbst haben die Welt so weit gebracht, dass für ihresgleichen kein Platz mehr ist. Wir werden die Welt beherrschen." (S. 217).

Meister Hora sagt zu Momo: "Ich habe bis jetzt darauf gewartet, dass die Menschen selbst sich von diesen Plagegeistern befreien würden. Sie hätten es gekonnt, denn sie haben ihnen ja auch zum Dasein verholfen. Aber nun kann ich nicht länger warten. Ich muss etwas tun. Aber ich kann es nicht allein." Er blickte Momo an: "Willst du mir helfen?" (S. 232)

Es gibt nur noch eine Rettungsmöglichkeit. Er, Meister Hora, müsste für einen Augenblick die Zeit stillstehen lassen. In diesem Augenblick wären die grauen Herrn von ihrer unmittelbaren Nahrungsquelle abgeschnitten und könnten nur noch aus ihren Zeitspeichern existieren. "Die Zeit stillstehen lassen": Das würde bedeuten, dass Momo, der typische einzelne Mensch, allein auf sich selbst und das Leben im eigenen Herzen angewiesen wäre, ohne Nachschub aus dem lebendigen, kosmischen Zeitstrom. In diesem bewusst herbeigeführten Seelenzustand müsste sich der Einzelne, in eigener Verantwortung und ganz auf sich selbst gestellt, den grauen Herren aussetzen. Er besäße nur noch die eigene Lebensblume im Herzen. Nur die lebendige Wirklichkeit im Einzelnen könnte die grauen Herren entmachten.

Doch vorher müsste der Einzelne ihnen ihre Zeitspeicher im eigenen Inneren versperren. Solange sie diesen Zugang haben, können sie sich immer wieder regenerieren. Das ist jetzt die Aufgabe Momos, die letzte Rettungsmöglichkeit der Menschheit vor dem Untergang.

Momo, der exemplarische einzelne Mensch, erklärt sich zu dieser Aufgabe bereit. Da zieht sich Meister Hora zurück und "schläft" für eine Zeitstunde. Die Zeit steht still, auch für die ganze Welt in Momo. Sie lässt konzentriert ein Bewusstsein in sich entstehen, in dem die verfließende Zeit angehalten wird. Das ist, spirituell gesehen, ein Zustand der völligen Freiheit des Bewusstseins von aller Vergänglichkeit, ein Aufgehobensein in der Ewigkeit. Und da jetzt Meister Hora "schläft", kann ihr nur noch Kassiopeia, der Kompass aus der Ewigkeit, helfen.

Michael Ende schildert diesen letzten Kampf Momos, des auf sich gestellten Einzelnen, mit dem Riesenheer der grauen Herren, in Form einer abenteuerlichen Auseinandersetzung Momos mit den grauen Herren, mit Verfolgungsjagden und Fluchten auf beiden Seiten, während Meister Hora "schläft" und die Zeit still steht. Auch alle übrigen Menschen verharren in Schlafstarre.
Nur noch ein letzter Funke Herzzeit, ihre Lebensblume, wirkt jetzt in Momo. Die grauen Herren versuchen sie einzufangen, um ihr die Lebensblume zu rauben. Denn von den schlafenden Menschen bekommen sie keine Zeit mehr. Sie sind verzweifelt.
Da aber fällt ihnen ein, dass sie ja noch riesige Zeitspeicher besitzen. Das wäre ihre Rettung, dorthin eilen sie jetzt. Doch Momo bekommt noch rechtzeitig von Kassiopeia die Anweisung: "Du machst die Tür zu!" Momo berührt mit ihrer Lebensblume die Panzertür zu den Zeitspeichern, und diese schließt sich. Die grauen Herren stehen vor verschlossener Panzertür. Der Weg zu ihren Zeitspeichern ist ihnen versperrt.
Was bedeutet es, dass Momo den grauen Herren in sich den Weg zu den Zeitspeichern, zu ihrem eigenen Karma, versperrt? Wie versperrt sie diese auch in ihr vorhandenen Zeitspeicher vor dem Heer der "grauen Herren", die auch in ihr leben - sie erlebt ja die ganze Welt in ihrem Herzen (S. 158)? Die Zeitspeicher sind ein Bild für das in ihr aufgespeicherte Karma, das durch Verdrängung auch ihrer Herzzeit entstanden ist. Und nun rückt das Heer der grauen Herren bereits in ihr Bewusstsein vor und möchte sie töten. Die von ihnen ausgehenden dunklen Wolken, bestehend aus Materialismus, Herrschsucht, Gewinnsucht und Ruhmsucht, möchten sie vergiften und ihr Bewusstsein ausschalten, damit sie an die Zeitspeicher gelangen können.
Da fasst Momo den festen Entschluss, sich in keiner Weise von den in ihr gespeicherten toten, verdrängten Ereignissen und Traditionen, also von ihrem Karma, mehr beeinflussen zu lassen. Sie schließt ihre Vergangenheit durch einen Bewusstseinsakt dicht ab. Die Gegenwart soll von der Vergangenheit nicht mehr beherrscht werden, nicht mehr von der Angst, nicht mehr vom Selbsterhaltungstrieb. Das ist einem Menschen wie Momo, wenn er mit der Ewigkeit im Herzen verbunden ist, möglich, weil er stets aus den Kräften der Ewigkeit zu leben vermag und von der Herzkraft, von Intelligenz, Selbstständigkeit und Lebensfreude, beschützt wird. Denn die Herzkraft ist im "Jetzt" wirksam.

Als die grauen Herren den Zugang zu ihren Zeitpeichern verloren haben, bleiben ihnen nur noch ihre Zigarren, die letzten in der Gegenwart verbliebenen Reste der von ihnen geraubten Herzzeit, die sie, weil die ganze Welt "schläft", nun ebenfalls nicht mehr ergänzen können. Verzweifelt kämpfen sie um die letzten Zigarren. Die grauen Herren, Verkörperungen des Selbsterhaltungstriebs, müssen jetzt selbst erleiden, was sie vielen Menschen zugefügt haben: grausame Angst vor dem Tod, Existenzangst. Diese treibt sie zum rücksichtslosen Kampf gegen ihresgleichen. Sie versuchen sich in ihrer Not die letzten Reserven der ihnen bekömmlichen Zeit, die Zigarren, zu entreißen. Sie reißen sie sich gegenseitig aus den Händen, zertrampeln sie im Kampf, und so vernichten sie sich selbst, wie sich Tyrannen auf lange Sicht immer selbst vernichten.

Momo atmet auf. Da jetzt die grauen Herren sich gegenseitig umgebracht haben und die Zeitspeicher nicht mehr ausnützen können, darf Momo das von ihr zunächst zugesperrte Tor zu den "vereisten" Zeitmengen in ihrer Seelentiefe gefahrlos wieder öffnen. Die karmischen Energien können ihr nicht mehr geraubt werden.
Aber wie öffnet sie die Zeitspeicher wieder? Wie erlöst sie die "vereiste" Zeit aus der Starre?
Sie braucht die Tür zum Karma nur mit ihrer Lebensblume zu berühren, um sie weit auffliegen zu lassen. Mit der Kraft ihrer Lebensblume, der Wärme ihres Herzens, kann sie das erstarrte Karma aus der Starre befreien und die Vereisung auftauen. Unerschöpfliche Ströme befreiter Lebensenergie dringen sogleich in ihr Wesen ein. "Nun verstärkte sich der Sturm der Blüten ganz unbeschreiblich ... wurde zu einer Wolke aus Blumen, und wie Schneeflocken löste sie sich sanft auf, um dorthin zurückzukehren, wohin sie eigentlich gehörten: in die Herzen der Menschen. Im selben Augenblick begann die Zeit wieder, und alles war anders geworden als vorher" (S. 254) "Wer zur Arbeit ging, hatte Zeit, die Blumen in einem Fenster zu bewundern oder einen Vogel zu füttern. ... Die Ärzte hatten jetzt Zeit, sich jedem ihrer Patienten ausführlich zu widmen ... . Es kam nicht mehr darauf an, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit fertigzubringen" (S. 255).
Die erlöste Vergangenheit kann als lebendige Erfahrung in die Gegenwart integriert werden und kommt dem aktuellen Leben zugute. Die aus der Unterdrückung und Vereisung befreiten Lebensenergien des "Damals" stehen dem freien "Jetzt" wieder zur Verfügung.
Die Berührung der karmischen Vergangenheit durch die warme, selbstständige Blume des Lebens im Herzen ist ein bewusster, konzentrierter Vorgang in einer einzelnen Seele, durch den alle Last der Vergangenheit beseitigt wird. Es ist keine Willensanstrengung - die würde nur wieder zur "Vereisung" der lebendigen Zeit führen. Allein ein bewusstes Vertrauen in die Wirksamkeit der Herz-Kräfte aus der Ewigkeit hilft hier weiter.

Einzelne Menschen wie Momo, Momo in uns, können ihre lebendige Zeit in der Gegenwart wieder leben und die in der Vergangenheit eingesargte karmische Zeit befreien. Niemand muss sie sich in Zukunft durch Angst, Verführung zu Hektik und scheinbare, starre Sicherheit rauben lassen. Momo hatte die vereiste Zeit in den Zeitspeichern durch Berührung mit der Blume des Lebens befreit. Jeder Mensch, auch der, der keinen spirituellen Weg wie Momo geht, kann daran mitarbeiten. Denn in jedem Menschen liegt massenhaft gespeicherte, auf Grund tödlicher seelischer Kälte vereiste lebendige Zeit. Diese erstarrte Zeit, diesen Teil seines Karmas, kann er erlösen.
Er braucht zunächst nicht, wie Momo oder Michael Ende, einen spirituellen Weg zu gehen. Er könnte sich mit seiner Vernunft, ohne Esoterik, über die heutigen "grauen Herren" und ihre Methoden informieren, auch wenn ihm dadurch die bisherige Sicherheit im Kollektiv geraubt wird. Er könnte sie auf lange Sicht durch eine Sicherheit im eigenen Herzen, im Momowesen, ersetzen.
Er könnte erkennen, wo er in seiner individuellen Vergangenheit Wege eingeschlagen hat, die seine Entwicklung zum wahren Selbst verhindert haben. Dann würde er die richtigen Wege zu dem ihm eingeschriebenen Lebensziel einschlagen und sein Glück finden. Ein Sturm der befreiten Lebensblüten könnte, wie bei Momo, aus den geöffneten Seelenspeichern im Einzelnen und in der Gesellschaft hervorbrechen und dem "Jetzt" dienen. Und alle Freunde Momos, das sind ihre rücksichtsvollen und wahrheitsliebenden Gedanken, kehren nun zu ihr zurück. Sie hatte die Einheit zwischen innen und außen wieder hergestellt, und den Weg zur Ewigkeit wieder betreten.
"Aber viele Leute haben nie erfahren, wem das alles zu verdanken war, und was in Wirklichkeit während jenes Augenblicks, der ihnen wie ein Wimpernschlag vorkam, geschehen ist. Die meisten hätten es auch wohl nicht geglaubt." (S. 255)

Noch einmal zusammengefasst: Was war in Momo während dieses Wimpernschlags geschehen?

Erstens die bewusste Abschließung von der Vergangenheit, dem Karma, den Zeitspeichern.
Wenn das erfolgt ist, besitzt sie, zweitens, von der Vergangenheit nicht mehr gestörte Herzkraft, um sich mit der Gegenwart der grauen Herren auseinanderzusetzen.
Wenn, drittens, die grauen Herren keine aktuelle Herzkraft, keine "Zigarren", mehr bekommen, weil die Zeit in Momo stillsteht, kämpfen sie in furchtbarer Existenzangst miteinander um ihre restlichen Zigarren und löschen sich selbst aus.
Jetzt kann Momo, viertens, ohne Gefahr ihre Zeitspeicher, ihr Karma, ins Auge fassen, es auflösen und in ihr Leben als "aufgetaute" Herzzeit integrieren.

Diese vier Abschnitte sind ein gesetzmäßiger Zusammenhang, eine zeitlose Wahrheit, die in alle Ewigkeit gilt. Ende stellt sie, obwohl sie in einem Augenblick der Zeitlosigkeit stattfinden, als in Zeit und Raum stattfindende Ereignisse dar. Aber nur, wer sie als zeitlose Wahrheit erkennt, kann sie in der Zeit durchführen.

Das Buch endet mit einem Fest. "Dann wurde ein Fest gefeiert, so vergnügt, wie nur Momos Freunde es zu feiern verstehen, und es dauerte, bis die alten Sterne am Himmel standen." (S. 255)



Konrad Dietzfelbinger


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