07.06.22
Gnostisches Christentum - Forum für ein gnostisch-rosenkreuzerisches Christentum - 13 Brief
13. Brief, München - Juni 2022
"Kommt und seht selbst" (Johannes 1, 39)
Briefe zum gnostischen Christentum
Im gegenwärtigen Leben der Menschheit konkurrieren unzählige weltanschauliche Gruppen um die Aufmerksamkeit und Nachfolge der Menschen: esoterische, psychologische, materialistische, religiöse Strömungen und so fort bis in unüberschaubare Wirrnisse. Lassen sich Kriterien finden, nach denen erkannt werden kann, inwieweit solche Strömungen das Ziel der Freiheit des Menschen, das heißt, seine selbstständige Rückkehr in die Einheit mit der göttlichen Welt fördern, wozu sich manche Menschen berufen und gerufen fühlen? Oder kann erkannt werden, wann es sich um Abweichungen von einem befreienden Weg handelt, die nur Energie- und Zeitaufwand mit sich bringen und schließlich in Hoffnungslosigkeit, Enttäuschungsleid und Leere enden müssen - oder in noch größere Abhängigkeit von irdischen Bereichen führen, seien sie diesseitig, seien sei jenseitig.
Um einer Antwort näher zu kommen, ist zuerst ein Blick auf den Aufbau des menschlichen Mikrokosmos notwendig. Jeder Mensch, auch ein Angehöriger unserer von Gott getrennten, sterblichen, irdischen Menschheit besteht aus einem ursprünglichen Mikrokosmos, in dessen Mitte, meist noch ganz unentfaltet, ein unsterblicher geistiger Keim liegt, aus dem der ganze ursprüngliche, nicht von Gott getrennte Mensch rekonstruiert werden könnte.
Weiter befindet sich im Mikrokosmos eine sterbliche Ich-Persönlichkeit mit unzähligen Eigenschaften, die immer wieder versucht, sich selbst oder einen eventuellen Ruf aus der göttlichen Welt zum Ausdruck zu bringen.
Und drittens ist der Mikrokosmos von zahllosen karmischen Spannungen erfüllt, die seine Rückkehr zur göttlichen Welt behindern oder begünstigen. Die Universelle Lehre spricht hier vom aurischen Wesen, auch das höhere Selbst oder karmisches Ich genannt, in dem alle Erfahrungen der bisherigen Ich-Persönlichkeiten, die jemals in diesem Mikrokosmos gelebt haben, gespeichert sind. Man kann sich vorstellen, welche Macht dieses aurische Wesen auf jede neu inkarnierende Persönlichkeit ausübt. Denn es ist auf Grund seiner unzähligen Erfahrungen unglaublich mächtig, scheinbar un-sterblich, und all seine Aspekte wirken auf die jeweils im Mikrokosmos inkarnierte Persönlichkeit ein. Es will die jeweils inkarnierte Persönlichkeit im Karma festhalten, um sich selbst aufrechtzuerhalten, und wendet zu diesem Zweck die raffiniertesten Mittel der Täuschung an. Es will sie auf keinen Fall aus seiner Macht entlassen. Um das zu verhindern, hilft nur klares Wissen über das wahre Ziel des menschlichen Daseins und die Täuschungsversuche des karmischen Ich.
Dieses karmische Ich oder aurische Wesen ist nicht zu verwechseln mit dem Geistfunken im Mikrokosmos, dem geistigen Prinzip im Herzen der Persönlichkeit, das sich auf einem spirituellen Weg zu einem unsterblichen Geistwesen entwickeln soll, wobei das ganze Karma, also auch dieses mächtige aurische Wesen, aufgelöst werden wird.
Dieser Brief soll etwas mehr Wissen über die Bestimmung des menschlichen Mikrokosmos und einige Ablenkungen vermitteln, denen sich ein Wahrheitssucher und ein Schüler auf dem Weg zur Wahrheit ausgesetzt sieht.
Eine verbreitete Ablenkung ist die Vorstellung, dass die irdische Welt doch, trotz Kriegen, Krankheiten und Unglück, wunderschön ist. Sollten wir uns nicht in diese Schönheit der Natur vertiefen, in ihr aufgehen und selbst Natur, Kosmos, Schönheit werden? Ist die Natur nicht tatsächlich, trotz Tod und Vergänglichkeit, immer auch Leben? Wie herrlich, so denken viele, ist die Einheit mit der Natur vor allem bei gelungener geschlechtlicher Vereinigung! Lasst uns doch die Einheit mit der unerschöpflichen Natur erleben und erkennen, dass ihr der Tod nur dazu dient, "viel Leben zu haben"! Auch wenn sich in den Tiefen der Seele die Urangst vor Einsamkeit in der Leere des Kosmos und vor der Vergänglichkeit wieder regen sollte - warum könnte der Hang zum Leben und zur Schönheit der Natur nicht über diese Angst siegen?
Wer so denkt, vergisst die uralte Wahrheit, dass die irdische Natur nicht schon die göttliche Natur ist. Sie ist zwar als "Notordnung" von Gott für die Menschen eingerichtet und insofern tatsächlich auch eine Schöpfung Gottes. Aber sie ist nicht die ursprüngliche göttliche Welt. Die von Gott getrennten Menschen können auf Grundlage dieser "Notordnung" einen Weg in die göttliche Welt zurück gehen. Das ist jedoch nur möglich, wenn sie wirklich erkennen, dass es sich nur um eine Ersatznatur handelt, die auf einem spirituellen Weg verlassen werden muss.
Genuss, Lebenslust und Lebensfreude können die Angst mancher Menschen vor dem Tod tatsächlich lange Zeit bannen. Aber auf die Dauer wird sich für einen ehrlichen Wahrheitssucher doch herausstellen, dass er sich von Illusionen hat betrügen lassen. Dann wird er die Wahrheit schließlich erleben. Denn im Lauf der Inkarnationen in seinem Mikrokosmos wird trotz allem das Bewusstsein des Mikrokosmos und seine Einsicht in die Relativität aller irdischen Dinge wachsen. Die Sehnsucht, eins mit einer unvergänglichen, göttlichen Natur ohne Tod und Leid zu werden, die im menschlichen Herzen angelegt ist, wird doch dazu führen, dass irgendwann diese Menschen ihre Bestimmung und den Weg dorthin erkennen und ihn auch gehen. Warum also nicht schon von Anfang an, bei beginnender Erkenntnis, dem Weg der Wahrheit folgen?
Andere esoterische Gruppen bieten Wege an, welche die Unzulänglichkeiten der menschlichen Natur durchaus wahrnehmen, sie aber zumindest erträglich machen, vielleicht sogar ganz überwinden wollen. "Transhumanisten" zum Beispiel hoffen darauf, dass durch medizinisch-biologische Verbesserungen wie Organverpflanzungen und operative Leistungen der menschliche Körper frei von Krankheiten, letzten Endes sogar vom Tod werden wird. Von Seelen braucht dabei nicht mehr geredet zu werden.
Manche Psychologen gehen über die Grenzen einer körperlich-seelischen Therapie hinaus und hoffen, durch neue esoterische Verfahren psychische Defizite schneller erkennen, durch Psychopharmaka und Techniken der Bewusstseinsveränderung beseitigen und seelische Ängste und Traumata endgültig auflösen zu können. Am Ende ihrer Forschungen und esoterischen Methoden wird, so glauben sie, ein angstfreier, lebensfroher, glücklicher Mensch entstehen, der allen Schwierigkeiten gewachsen sein wird.
Doch auch in diesem Fall werden nachtodliche Erlebnisse und künftige Inkarnationen, wie sie in der Universellen Lehre beschrieben werden, zeigen, dass auf solche Art kein endgültiger Friede der Persönlichkeit und des gesamten Mikrokosmos zu finden ist.
Wenn Verbesserungen des grobstofflichen Körpers doch keine dauerhafte Zufriedenheit schenken - wie wäre es, so denken manche Zeitgenossen weiter, wenn sie die uralten esoterischen Weisheiten über Möglichkeiten der Höherentwicklung des grobstofflichen menschlichen Körpers wieder beleben würden? Könnten nicht Meditation, Ernährungsweisen, Lebensreformen und Yogatechniken den grobstofflichen Körper und seine Sinnesorgane so weit verfeinern, dass die Menschen hellsichtigen Einblick in höhere Schwingungsbereiche des Kosmos gewinnen würden?
Aber würde das eine Befreiung von Angst, Krankheit und Tod bedeuten?
Die Universelle Lehre behauptet überdies, dass heutzutage solche Methoden nicht mehr zur Befreiung des Körpers aus der irdischen Welt führen können. Zu groß ist im Lauf der Jahrtausende der Unterschied zwischen den irdischen und den göttlichen Schwingungsbereichen des Kosmos geworden. Vor allem unterscheiden sich alle, auch die höchsten Schwingungen der grobstofflichen Welt qualitativ von denen der göttlichen Welt. Mit den früheren Methoden, die vielleicht damals, als der Mensch noch nicht so wie heute im groben Stoff kristallisiert war, erfolgreich sein konnten, wird heutzutage keine Befreiung von den irdischen Gebieten mehr erreicht werden. Höchstens werden sich interessante Einblicke in deren Gesetzmäßigkeiten ergeben.
Wenn ein esoterischer Schüler sich auf einen solchen Weg begibt, so wird er trotz angestrengter Übung seinem Ziel der Rückkehr in die göttliche Welt nicht näherkommen. Nur innere Arbeit, die vom Geistfunken im Herzen ausgeht, und auf die absichtliche Verfeinerung der grobstofflichen Organe verzichtet, wird eines Tages eine Körperlichkeit hervorbringen, welche die göttliche Welt betreten kann. Denn nur aus dem Geistfunken kann mittels einer neuen Seele eine Körperlichkeit aufgebaut werden, die sich qualitativ und schwingungsmäßig im Einklang mit den göttlichen Sphären befindet. Wäre es da nicht ganz vergebliche Mühe, sein Leben mit Bemühungen um die Entwicklung des irdischen grobstofflichen Körpers zu verbringen?
Deshalb konzentrieren sich viele Sucher darauf, die Schwingungen der feinstofflichen Körper: der seelischen Empfindungen und Gedanken, zu erhöhen. Solche Verfeinerungen der menschlichen Konstitution werden, so hoffen sie, Einblicke auch in höchste jenseitige kosmische Gebiete gewähren. Aber das Jenseits ist nicht identisch mit der göttlichen Welt, auch nicht seine höchsten Schwingungen. Denn das Jenseits besteht aus dem Reich der Toten sowie aus den Spiegelungen der Gedanken und Empfindungen der im Diesseits lebenden Menschen. Was hilft es also, wenn jemand durch Übungen die Schwingungen seiner feinstofflichen Körper erhöht? Die Schwingungs- und Qualitätsunterschiede zwischen der jenseitigen irdischen und der göttlichen Welt werden auf diese Art niemals überbrückt werden können.
Selbst wenn jemand während des ganzen Lebens seine feinstofflichen Körper verfeinert, wird er dadurch nicht in die göttliche Welt gelangen, Er wird nur in höhere Bereiche des Jenseits geraten, und nicht von der irdischen Welt befreit sein. Nur Schritte, die vom Geistfunken im Herzen ausgehen und vorläufig eine neue Seele hervorbringen, werden auf lange Sicht zum Aufbau eines unsterblichen Geistkörpers, das heißt zur Transfiguration führen: zu einem Auferstehungsleib, der in all seinen Strukturen und Funktionen mit denen des göttlichen Kosmos übereinstimmt und daher in freier Wirksamkeit für das Ziel der göttlichen Schöpfung leben wird.
Deshalb sagten die klassischen Rosenkreuzer: "Wer zum Gold (des Geistes) gelangen will, muss mit dem Gold (des Geistes) beginnen." Eine Verfeinerung der feinstofflichen Körper wird niemals zum Eintritt in die göttliche Welt, zum Gold des Geistes, führen. Alle solche Versuche sind vergebliche Liebesmüh und beschädigen vielleicht die feinstofflichen Körper des Übenden noch. Im Buch "Die Alchimische Hochzeit des Christian Rosenkreuz" gibt es eine eindrückliche Szene, wo alle zur Alchimischen Hochzeit Strebenden auf einer Waage gewogen werden. Wer den sieben Gewichten so oder so nicht standhält, weil seine innere Entwicklung nicht entspricht, wird verjagt oder ausgepeitscht. Das sind Sinnbilder für die Beschädigungen, die jemand an seinem Mikrokosmos erleidet, wenn er nicht mit dem Gold des Geistes beginnt und seine eigenen oder fremde okkulte Wege geht.
Die ganze irdische Welt ist heute von jenseitigen Kraftfeldern durchzogen. Überall stößt der Sucher auf Organisationen, die aus jenseitigen Kräften leben und arbeiten und dabei um die Wahrheitssucher konkurrieren. Dass solchen Organisationen im allgemeinen die Kenntnis des Wesens und der Struktur des Jenseits fehlt, dass sie nicht zwischen Jenseits und göttlicher Welt unterscheiden können, ist heutzutage Ursache unzähliger Irrtümer über den befreienden Weg.
Denn im Jenseits, dem Reich der Toten, befinden sich zahlreiche "Tote", die Kontakt mit den irdischen Menschen suchen, um ihren Aufenthalt im Jenseits unerlaubt zu verlängern. Das Jenseits sollte gemäß den kosmischen Gesetzen zur Verarbeitung der diesseitigen Erfahrungen der verstorbenen Persönlichkeit dienen und den Mikrokosmos auf eine neue Verkörperung im Diesseits vorbereiten. Viele "Tote" im Jenseits haben aber Angst vor der Konfrontation mit ihrem vergangenen Leben im Diesseits, das sie lieber nicht anschauen und verarbeiten möchten. Vor allem haben sie Angst, sich nach einer solchen Verarbeitung wieder im Diesseits inkarnieren zu müssen. Das ist der Grund, weshalb es viele Wesen im Reich der Toten gibt, die sich dort länger aufhalten wollen, als es die Geistgesetze erlauben. Sie wollen die gesetzmäßige Auflösung auch ihrer feinstofflichen Körper verhindern.
Und wie lässt sich ein Aufenthalt im Jenseits verlängern, wo doch der diesseitige Körper fehlt, der grobstoffliche Nahrung aufnehmen könnte? Die Möglichkeit besteht darin, dass sich solche Wesen in den jenseitigen Bereichen der Welt, an denen ja auch alle diesseitigen Menschen Teil haben, an geeignete im Diesseits lebende Menschen heranmachen, um von ihnen feinstoffliche Nahrung in Gestalt von hohen und höchsten irdischen Empfindungen und Gedanken zu bekommen. Sie veranlassen die Lebenden zur Abgabe solcher Empfindungen und Gedanken dadurch, dass sie sie andauernd zu Gebeten oder Ritualen stimulieren.
Sie machen sich durch medial begabte Menschen (Medien) bemerkbar oder unmittelbar durch Kontakte zu sensiblen Menschen, denen sie sich mittels Erscheinungen und Kundgaben und mit aus Geschichte und Literatur der Religion geborgten höchsten und heiligsten Namen vorstellen. In ihren Adressaten entstehen dann meist Empfindungen wie Rührung, Verehrung, Dankbarkeit und Opferbereitschaft, also höhere Seelenäther, die von den Jenseitigen aufgenommen werden können. Mit der so geraubten Äthernahrung gleichen diese immer wieder ihr Nahrungsdefizit an höheren Äthern aus und verlängern dadurch ihre Existenz im Reich der Toten über die von den göttlichen Gesetzen vorgesehene Frist hinaus.
Viele sogenannte "Wunder", viele Einwirkungen von Jenseitigen auf Diesseitige, seien es "Besuche" von "Heiligen", "Engeln" oder "Jesus" selbst, vielleicht auch überraschende "Heilungen", haben hierin ihre Ursache.
Der Weg zur Aufnahme solcher Verbindungen zwischen Jenseitigen und Diesseitigen wird heute "Channeling" genannt. Das ist die bewusste Bildung eines "Kanals" zwischen Jenseits und Diesseits. Ein jenseitiges Wesen nimmt zum Beispiel feinstoffliche Verbindung mit einem im Diesseits lebenden Medium auf, baut also eine Brücke zwischen dem Unbewussten des Mediums und sich selbst und stellt sich als "Eingeweihter", "Engel" oder großer "Meister" vor. Es kann die heiligen Schriften aller Zeiten in der Ätherwelt ablesen, und so ist es ihm ein Leichtes, heilige Worte und Gedanken auszusprechen und dem Medium hohe Meister-Qualitäten vorzutäuschen. Es bittet außerdem das Medium, sein Sprachrohr und Werkzeug für die armen irdischen Menschen zu sein und ihnen bestimmte Verhaltensweisen zu empfehlen, durch die auch sie befreit werden oder höher aufsteigen können.
Ist einmal diese Brücke hergestellt, können die verführten Menschen durch umgekehrtes Channeling nach Bedarf Kontakt zu diesen Jenseitigen herstellen. Eine feste Verbindung ist entstanden. Eine ganze Gruppe bildet sich im Diesseits, die den jenseitigen "Meister" oder "Eingeweihten" verehrt - ihn immer wieder anchannelt und dadurch die eigene Verankerung im Jenseits verstärkt.
So aber wird es niemals zu einer Befreiung des diesseitigen Menschen vom Jenseits kommen, niemals zum Eintritt in die göttliche Welt. Denn dieser Eintritt setzt den bewussten Abbruch auch jenseitiger Beziehungen voraus. Was hat der Mensch, der sich so mit dem Jenseits verbindet, davon? Er wird durch die jenseitigen Verbindungen nur von der göttlichen Welt abgelenkt, abgelenkt vom Ruf aus seinem Herzen, der niemals über die feinstoffliche, jenseitige Welt zu ihm kommt.
Der Geistfunke, erweckt von der göttlichen Welt, wendet sich niemals mit Verführung oder Druck ans persönliche Ich-Bewusstsein. Er appelliert nur an die urlangen Erfahrungen, die ein Mensch in der irdischen Welt schon gemacht hat. Er zeigt ihm die Möglichkeit, Abschied sowohl vom Diesseits als auch vom Jenseits zu nehmen, um zur göttlichen Welt zurückzukehren. Jeder Mensch kann, gerade auf Grund seines Geistfunkens im Herzen, erspüren, woher ein solcher Ruf stammt. Er braucht nicht zu channeln.
Ein Ruf aus dem Jenseits wird sich stets an das Ich und dessen Erwartungen von Glück und Aufstieg in höhere Welten richten. Kommt hingegen ein Ruf aus der göttlichen Welt, so richtet er sich nur als unpersönliche Strahlung an den Geistfunken im Herzen. Der Gerufene wird ohne besondere Mitteilungen wissen, dass er die Kraft für einen spirituellen Weg empfängt, der die Preisgabe aller hinderlichen irdischen Interessen beinhaltet. Und wenn er Sensitivität besitzt, wird er bei einem Anruf aus dem Jenseits, der stets mit Worten oder Erscheinungen arbeitet, eine verborgene Täuschungsabsicht des jenseitigen Wesens herausspüren, sein Ich für das Jenseits zu gewinnen.
Die Jenseitigen beuten auf diese Weise die Diesseitigen aus. Sie stellen sich ihnen als göttliche Wesen vor, um sie zu ihren Anhängern und Werkzeugen zu machen. Das ist der Grund für die vielen Organisationen, die mit sogenanntem Channeling arbeiten und den Menschen vorgaukeln, diese könnten dadurch Verbindung zur göttlichen Welt und Befreiung erhalten. Zahlreiche Berufsmedien können diese erchannelten Verbindungen herstellen, aber auch viele normale Menschen im Diesseits haben mehr oder weniger mediale Anlagen und können durch Channeling Verbindung mit den jenseitigen Gruppen und Wesen aufnehmen.
Die Entwicklung der irdisch-feinstofflichen Körper durch Training oder erchannelte Verbindung mit "hohen Wesen" aus dem Jenseits führt sehr deutlich ins Abseits von der eigentlichen Aufgabe des Menschen. Denn die innere Selbstständigkeit wird durch solche Kontakte verringert, die selbstständige innere Erfahrung aus dem Geistfunken und das innere spirituelle Bewusstsein, das allein befreiend ist und die Rückkehr zur göttlichen Welt ermöglicht, wird blockiert.
Vielleicht noch schwerer zu durchschauen sind die Bemühungen oder Versprechungen aus dem Jenseits, den ganzen irdischen Menschen samt seinem sogenannten höheren Selbst, dem aurischen Wesen, auf kürzestem Weg in die Befreiung zu führen. Da wird empfohlen, der Mensch solle Gott selbst mit Gebeten anrufen, zum Beispiel mit den Worten: "Ich bin Gottes Sohn. Ich kann gar nicht mehr leiden. Ich bin schon unsterblich. Ich gehe schon jetzt in die göttliche Freiheit ein."
So glaubt der Betreffende, als irdischer Ich-Mensch unmittelbar ins Gespräch mit Gott eintreten und von ihm Ratschläge bekommen zu können, als wäre er ein guter Kumpel Gottes. Wenn solche "Gespräche" oder Anrufe mit größter Regelmäßigkeit durchgeführt werden, spinnt sich der Betreffende immer mehr in die Illusion und das "Wunder" ein, er sei tatsächlich schon ein höheres irdisches Wesen und ein befreiter Sohn Gottes. Diese Illusion ist der dichte Schleier, der den realistischen Menschenverstand mehr und mehr umhüllt. Ein klar denkender Mensch müsste sich doch, wenn er unvoreingenommen um sich hin blickt, sagen: Ich bin sterblich, ich erlebe Schmerz und Unglück, ich bin mit anderen Unglücklichen ein Angehöriger der Welt der vergänglichen Erscheinungen. Mag sein, dass ich prinzipiell Gottes Sohn bin. Doch aktuell bin ich es gewiss nicht, solange ich als sterblicher Mensch in einer ungöttlichen Welt lebe.
Solche realistischen Gedanken werden aber von den Wesen des Jenseits und ihren Vertretern im Diesseits sofort unterbunden. Irgendwann ist der Betreffende dermaßen in seine Illusionen eingesponnen, dass er nur noch für die Jenseitigen lebt. Umgekehrt leben diese von den seelischen Energien der Hingabe des Betreffenden. Sie haben ganz sicher kein Interesse daran, ihn in die Freiheit des Denkens zu entlassen. Von einem Weg, wie ihn das wahre Christentum und andere ursprünglichen Religionen schildern, auf dem in beharrlicher Arbeit das sterbliche Ich im unsterblichen wahren Selbst aufgeht und ein neuer, unsterblicher Leib aufgebaut wird, werden die Jenseitigen sicher nicht sprechen. Das mächtige karmische Ich des Betreffenden fühlt sich schon als Befreiter, als Gottes Sohn, während der unsterbliche Geistfunke, das "Gold im Herzen", weiter unerlöst bleibt.
Verstärkt wird außerdem der Einfluss der Jenseitigen und ihrer Organisationen dadurch, dass der Channelnde, falls er einmal in seiner regelmäßigen Verbindung zum Jenseits nachlässt, aufgefordert wird, unbedingt tagtäglich zu üben und am Ball zu bleiben, sonst, so wird er ermahnt, würde er in seinen früheren Zustand zurückfallen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Reagiert er nicht auf solche Mahnungen, so löst er sich allmählich von seiner Bindung ans Jenseits. Reagiert er aber positiv darauf, verbindet er sich noch fester mit dem Jenseits, und sein Mikrokosmos wird mindestens in der nächsten Inkarnation mit der betreffenden jenseitigen Sphäre in Verbindung bleiben: ein großes Hindernis für die Verbindung dieses Mikrokosmos und seiner nächsten Inkarnationen mit seinem Geistfunken. Wer kann so etwas wollen? Auf unnötig lange Zeit noch mit dem Jenseits verbunden zu bleiben?
Wie das mächtige karmische Ich, das sogenannte "Höhere Selbst", wirkt und überwunden wird, das stellt die Bibel in den drei großen Versuchungen dar, die Jesus in der Wüste durchlebt, etwa bei Matthäus, Kapitel 4. Da erscheint Jesus der "Teufel" oder "Satan" und sagt zu ihm. "Du bist doch Gottes Sohn. Sprich, dass diese Steine Brot werden", und du wirst ein Wohltäter aller Hungrigen der Welt sein. Die Antwort von Jesus, der den Satan als sein mächtiges karmisches Ich erkennt, lautet: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern vom Wort, das aus dem Mund Gottes geht."
Hierauf sagt der Satan zu Jesus: "Du bist doch Gottes Sohn. Steige auf die Zinne des Tempels und lass dich herab. Dein Fuß wird an keinen Stein stoßen." Jesus wird von seinem mächtigen aurischen Wesen aufgefordert, Gott zu prüfen, ob er, Jesus, wirklich sein Sohn und ein Heilsbringer für die Menschen sei. Auch hier erkennt Jesus den Satan, das karmische Ich, und lehnt den Versucher ab: "Du sollst deinen Gott, deinen Herrn, nicht auf die Probe stellen, ob du tatsächlich sein Sohn bist."
Und zum dritten Mal erscheint das höhere karmische Ich, zeigt Jesus alle Reiche der Erde und sagt zu ihm: "Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest." Doch Jesus ist sich seiner Sterblichkeit und der Vergänglichkeit aller irdischen Macht bewusst und sagt zum Satan: "Du sollst Gott allein anbeten", und keine irdische Macht anstreben.
Nur so kann der Mensch, der in die Gewalt seines eigenen karmischen Ich gerät, sich wieder von diesem befreien: Er wird sein wahres Selbst, das im Herzen wirkt, sprechen lassen und den Satan, auch wenn dieser als "Engel des Lichtes" auftritt, zurückweisen.
Zahlreich sind heutzutage die Organisationen, die dem Menschen Befreiung versprechen, wenn er sich selbsternannten Rettern unterwirft. Dazu gehören auch die sogenannten Außerirdischen, die meist ebenfalls angechannelt werden und den Menschen Ratschläge und scheinbaren Trost geben. Nähere Untersuchungen zeigen, welche irdischen Menschen oder jenseitige Wesen hinter solchen hohen "Außerirdischen" stehen und ihre Verehrer zu Gefolgsleuten machen wollen, die ihnen glauben und vertrauen und damit seelische Energien spenden.
Rettung wird immer nur aus dem Geistfunken im Herzen kommen können. Der Geistfunke steht in Verbindung mit Botschaftern, die einst oder jetzt aus der göttlichen Welt in die irdische Welt inkarniert sind. Solche Botschafter haben sich nicht gescheut, in diese irdische Hölle zu inkarnieren, um den irdischen Menschen sichtbar und auf Augenhöhe gegenüberzutreten.
Wenn ein Mensch in seinem Geistkern Resonanz auf die Ausstrahlung eines solchen Botschafters zeigt, wird er mit dessen Hilfe einen spirituellen Weg beginnen können. Er ist nicht angewiesen auf erchannelte "Meister", die er nicht sehen und nicht prüfen kann. Mit der Unterstützung von aus der göttlichen Welt inkarnierten, sichtbaren Botschaftern oder ihren Zeugnissen kann er, auf der Grundlage seines Geistfunkens, einen spirituellen Weg einschlagen, auf dem er all seine bisherigen Irrwege oder Abwege selbst erkennen wird. Was hilft es ihm, auch in die höchsten Gebiete des Diesseits und Jenseits vorzudringen, wenn er dadurch den Kontakt zur göttlichen Welt verliert? "Was nützt es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, und sein künftiges Leben einzubüßen?" (Markus 8, 36)
Er spürt immer deutlicher die Klarheit und Eindeutigkeit, die aus seinem Geistfunken ins Herz aufsteigen und seine Seele durchdringen. Er gewinnt allmählich einen Kompass inmitten der vielen Verführer aus dem Diesseits und dem Jenseits. Er erkennt sein wahres Wesen, das immer deutlicher im Innern zu ihm spricht und ihn Betrug und Selbstbetrug von der Wahrheit unterscheiden lehrt. Er sieht das Ziel der Befreiung seines Christuswesens, das sich aus der Gefangenschaft seines niederen und höheren Ich erheben will. So gewinnt er Sicherheit auf seinem Weg und löst schrittweise seine Bindungen an die irdische Welt des Diesseits und des Jenseits in der Kraft des Christus. "Wer sein Leben verliert um des inneren Christus willen, der wird das wahre Leben finden."
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