23.02.25
Gnostisches Christentum - Forum für ein gnostisch-rosenkreuzerisches Christentum - 31. Brief
Briefe zum gnostischen Christentum „Kommt und seht selbst!“ (Johannes 1, 39)
München, Januar 2025
31. Brief
Elohim-Welt und Jahwe-Welt
Im aktuellen Christentum sind grundlegende Einsichten der ursprünglichen Christen, zum Beispiel des Paulus, vergessen worden. Das wird schon dadurch deutlich, dass vergessen wurde oder überhaupt nicht in den Blick geriet, wie sich Altes und Neues Testament zu einander verhalten. Es fällt niemandem mehr auf, dass in der Bibel zwei Weltschöpfungen beschrieben werden: eine vollkommene durch die Elohim (1.Mose 1-2,3) und eine sehr unvollkommene durch Jahwe. (Der Name „Elohim“ für den Gott, der die erste, vollkommene Weltschöpfung durch das „Wort“ hervorbrachte, taucht in den heutigen Bibeln gar nicht mehr auf. Er steht nur in der hebräischen Bibel!). Unter der ersten, vollkommenen Weltschöpfung ist nicht das Paradies zu verstehen. Denn im Paradies herrscht schon der Gott namens Jahwe, den Luther im Unterschied zu dem Elohim-Gott der ersten Weltschöpfung „Gott der Herr“ nannte. Doch niemand kennt heutzutage den sehr wesentlichen Unterschied zwischen „Gott“ und „Gott der Herr“.
Das heutige Christentum unterscheidet weder zwischen den zwei Weltschöpfungen, noch fragt es sich, in welchem Verhältnis Jesus selbst sich zu diesen beiden Weltschöpfungen sah. Konnte sich denn Jesus als „Sohn“ eines liebenden Gottes bezeichnen, wenn dieser Gott der Gott Jahwe war, der die Menschheit zum Beispiel in der Sintflut vernichtete? Der sie aus dem Paradies vertrieb? Der den Menschen dem Tod unterwarf?
Deshalb sei in diesem Brief etwas ausführlicher dargestellt, wie sich die Geschichten des Alten Testaments zum Neuen Testament verhalten.
Das Alte Testament beginnt mit der Erschaffung der ursprünglichen Welt und des ursprünglichen Menschen, und zwar durch einen Gott namens „Elohim“, wie er auf Hebräisch heißt: 1. Mose 1-2,3. (Es ist ein Pluralwort, das sieben Elohim umfasst, die jeweils für einen Aspekt dieser ursprünglichen Schöpfung verantwortlich sind.)
Dieser Gott war „Geist“, der über den „Wassern“ schwebte und sprach: „Es werde Licht!“ Das ist die Urschöpfung des Kosmos, die vom ursprünglichen „Geist“ in Zusammenarbeit mit der ursprünglichen „Weltseele“ – den „Wassern“, welche die Seelensubstanz des ganzen Kosmos bilden – hervorgebracht wurde und zugleich das „Licht“, das göttliche Bewusstsein, erzeugte: („Vater“, „Sohn“ als Ersatz für Mutter, und heiliger Geist: keine drei Personen nach Art vollkommener irdischer Menschen, sondern, wie man es ausdrücken könnte, drei das ganze All erfüllende und belebende Kraftfelder, die sich einander durchdringen und nur durch verschiedene Schwingungen unterscheiden.)
Von den sieben „Tagen“, das heißt den sieben Epochen, in denen diese Urschöpfung entstand, heißt es jedes Mal: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Wesentlich ist dabei, dass Gott (der Elohim-Gott) aus sich selbst, seinem eigenen Wesen, aus seinem „Wort“, diese ursprüngliche Welt hervorgehen ließ. Er „äußerte“ sich durch sein Wort, und dadurch entstand die ursprüngliche Welt. Er emanierte die ursprüngliche Welt aus sich selbst, ganz so, wie zum Beispiel im Hinduismus Purusha, der ursprüngliche Gott-Mensch, sein ganzes Wesen hingab und so die Welt entstehen ließ (Rigveda 19). Oder wie in der chinesischen Tradition das ursprüngliche, unbeschreibbare, unnennbare Tao sich im sichtbaren Te äußerte und die „zehntausend Dinge“, die ursprüngliche Welt, aus sich hervorbrachte.
Der ursprüngliche Mensch, den der Elohim-Gott am sechsten Tag aus sich hervorgehen ließ, war Mann-Frau, zweigeschlechtlich in sich selbst und damit autark. „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild...als Mann und Weib schuf er sie.“ (1.Mose 1, 27) („schuf“ ist schon wieder ein irreführendes Wort!)
Nun gibt es im Alten Testament eine auffällige, nicht weiter erklärte Zäsur (nach 1. Mose 2,3) Jetzt ist plötzlich von einer Schöpfung durch den Gott Jahwe die Rede. Und dieser Jahwe erschafft nicht mit dem „Wort“, einer Äußerung seiner selbst, sondern mit „Erde vom Ackerboden“, und haucht dem Menschen „Lebensodem in die Nase; so wurde der Mensch ein lebendes Wesen“. ( 1. Mose 2, 7). Jahwe erschafft also einen anderen Menschen, keinen Geistmenschen, wie ihn die Elohim der ersten Schöpfung hervorbrachten, sondern einen seelischen Menschen mit „Lebensodem“. Von dieser „Jahwe-Schöpfung“ heißt es niemals „Und Gott sah, dass es gut war.“
Diese Jahwe-Schöpfung entwickelt sich nun: von einem Paradieszustand, in dem ein unsterblicher seelischer Adam (Mensch) lebt, über einen Zustand der Geschlechtertrennung (Adam und Eva, beides seelische Wesen), bis zu einem sogenannten „Sündenfall“: Adam und Eva übertreten das Verbot Jahwes, vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, und werden aus dem Paradies vertrieben. Sie gelangen in ein Gebiet des Kosmos, in dem sie sterblich sind und mühevoll arbeiten müssen. Es ist unser Planet Erde im Sonnensystem.
Auch hier setzte eine Entwicklung ein, wie sich im Weltall stets Entwicklungen vollziehen: Wesen und Strukturen bilden sich heraus. Auf der Erde kam es vom unmündigen, sterblichen, männlichen oder weiblichen Tiermenschen, denen der Herr (Jahwe) „Röcke von Fell machte“ (1.Mose 3, 21), über einige Stufen der Evolution bis zum heutigen homo sapiens.
Also:
Erstens eine Urschöpfung durch den Geist – und die Elohim sahen, dass es gut war;
Zweitens ohne Übergang wird eine Paradiesschöpfung durch den Gott Jahwe, einen Gott der Seele, geschildert. In dieser inzwischen schon wieder veränderten Schöpfung leben wir, die heutigen Menschen. Wir sind aus der Elohim-Schöpfung, in der alles gut war und es keinen Tod gab, in eine Schöpfung ganz anderer Qualität gesunken, in der der Tod und mancherlei Übel herrschen.
Drittens: Die Gnostiker (Erkennende), Vertreter einer schon vor dem Christentum und dann gleichzeitig mit diesem in der Antike existierenden Philosophie und Religion, hatten und haben eine Erklärung für diese merkwürdige Zäsur im Alten Testament: Ein Teil der ursprünglichen, unsterblichen Elohim-Menschheit trennte sich in eigenmächtiger Schöpfungslust von den göttlichen Gesetzen der Urschöpfung. Er geriet in eine niedrigere Schwingung und konnte nicht mehr mit dem Ursprung der Schöpfung, der Elohim-Welt, zusammen existieren. (Diese Trennung hat nichts mit der späteren Vertreibung der Menschheit aus dem Paradies zu tun. Sie hatte andere Ursachen.) Dieser Teil der ursprünglichen Menschheit wurde der Macht eines anderen Gottes namens Jahwe unterworfen, der dafür sorgte, dass diese Menschen vorläufig einen neuen, ihrer jetzigen Schwingung angepassten Wohnort erhielten. Sie wurden auf den Planeten Erde versetzt, eine Welt niedrigerer Schwingung im Vergleich zur Urschöpfung der Elohim. Wir sind es, auch die heutigen Menschen.
Dieser Teil der von der Elohimwelt getrennten Menschen, zu dem also auch wir heutigen Menschen gehören, sollte in einer Art Quarantäne unter der Herrschaft Jahwes ein Bewusstsein aufbauen, das fähig war, diese Trennung vom Ursprung zu erkennen und eines Tages den Weg der Rückkehr einzuschlagen.
Das ist deshalb möglich, weil auch wir aus der Elohim-Welt vertriebenen Bewohner der Erde noch ein Geistprinzip aus der Elohim-Welt besitzen, das ewig und unzerstörbar ist. Es ist nur latent, unwirksam geworden, eingekapselt in eine Seele und einen Körper, die ihm nicht mehr Ausdruck geben können.
Viertens: Wie aber könnte diese Jahwe-Welt mit ihrer von der Elohim-Welt getrennten Menschheit – wir selbst sind es – auf der Grundlage des latent geworden Geistprinzips den Weg zurück zu ihrem Ursprung in der Elohim-Welt finden?
Zwei Bedingungen müssen erfüllt sein.
Erste Bedingung: In uns, dem vom Elohim-Gott getrennten Teil der ursprünglichen Menschheit, muss eine Einsicht, ein Bewusstsein von unserer nicht normalen Situation entstehen: ein denkendes Ich-Bewusstsein. Für ein solches Ich-Bewusstsein in uns zu sorgen, ist die Aufgabe des Jahwe-Gottes, des Führers unserer auf der Erde lebenden Menschheit. Der Gott Jahwe bezeichnet sich als „Ich bin der Ich bin“ (2. Mose 3, 14). Darin kommt seine Aufgabe für die Entwicklung von uns irdischen Menschen zum Ausdruck. Ein solches Ich-Bewusstsein kann nur dadurch entstehen, dass sich die Menschen von den „Götzen“, wie sie im Alten Testament heißen, lossagen Diese „Götzen“ sind alle irdischen Bestrebungen nach Macht, Reichtum, Erfolg, Kinderreichtum. Sinnlichkeit usw.
Doch die Entstehung dieses Ich-Bewusstseins reicht noch nicht aus, um die Menschen der irdischen Jahwe-Schöpfung zurück in die ursprüngliche Elohim-Schöpfung zu führen. Das Ich-Bewusstsein schwingt in niedrigerer Vibration als das göttliche Bewusstsein der Menschen der ursprünglichen Elohim-Schöpfung und kann sich nicht mit dieser vereinigen. Das Ich-Bewusstsein ist nur eine Station der Menschheit auf dem Rückweg zur ursprünglichen Elohim-Schöpfung.
Zweite Bedingung zur Rückkehr der irdischen Menschheit in die Elohim-Schöpfung ist deshalb das Erwachen und die Entwicklung des in uns noch latent vorhandenen Geistprinzips aus der Elohim-Welt. Nur ein Mensch, in dem dieses Geistprinzip und eine darauf aufbauende unsterbliche Seele und Persönlichkeit wieder entstanden sind, kann in die Elohim-Schöpfung zurückkehren. Denn nur ein solcher Mensch entspricht wieder der Schwingung der ursprünglichen Schöpfung.
Seit die Jahwe-Schöpfung existiert, sind stets Bemühungen seitens der Elohim-Welt erfolgt, dieses Geistprinzip in irdischen Menschen zu erwecken und daraus einen neuen, unsterblichen Menschen entstehen zu lassen. Ein Beispiel für eine solche Bemühung ist die Begegnung von Melchisedek und Abram, der inzwischen schon wieder „Abraham“ heißt: „Melchisedek aber, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; er war ein Priester des höchsten Gottes. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet ist Abraham vom höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde“ (1. Mose 14, 18-19)
Der „höchste Gott“ sind die Elohim, Melchisedek ist sein Priester und er gibt dem Abraham, einem Angehörigen der Jahwewelt, „Brot und Wein“: die göttliche Seelensubstanz und die göttliche Seelenkraft aus der Elohim-Welt. Er stimuliert die Entwicklung des Geistprinzips in dem Ich-Menschen Abram. (Seit der Begegnung Abrams mit der Elohim-Welt heißt Abram „Abraham“ (1.Mose 17, 5). Das „ha“ in seinem Namen bedeutet, dass jetzt der göttliche Elohim-Geist wieder in ihm wirkt. Das Geistprinzip in ihm ist erwacht.)
Wenn diese beiden Bedingungen in der irdischen Menschheit, zumindest in einem Teil von ihr, wieder erfüllt sind: Entstehung eines Ich-Bewusstseins durch Jahwe und eine Berührung des Geistprinzips durch die Elohimwelt, kann der Rückweg der irdischen Menschheit aus der Jahwewelt in die Elohimwelt beginnen.
Zugleich mit den Bemühungen der Elohim-Welt musste sich nun das Ich-Prinzip des Jahwe in dazu geeigneten Menschen weiter entwickeln. Das ganze Alte Testament ab 1.Mose, 2,3 schildert diesen Weg der Ich-Entwicklung des Volkes Israel. Es beschreibt dessen Trennung vom Pharao, dem Repräsentanten der irdischen Macht, und schildert den Zug des Volkes durch die Wüste mit 42 Stationen, bis zum Betreten des verheißenen Landes, das heißt, bis zur Entwicklung eines neuen, befreiten Geistseelenzustands (nicht umsonst heißt der Mann, der das Volk Israel schließlich ins verheißene Land führt „Jehoschua“ = Jesus.
Im selben Maß, wie das Volk Israel sich dem verheißenen Land näherte, wurde das Geistprinzip in manchen Teilnehmern am Zug durch die Wüste wach. Sie empfanden die Sehnsucht nach der verlorenen göttlichen Elohim-Welt. Die Propheten sprachen stets von dieser Rückkehr in die göttliche Welt der Elohim.
(wird fortgesetzt)
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