26.06.25

Gnostisches Christentum - Forum für ein gnostisch-rosenkreuzerisches Christentum - 33. Brief


Briefe zum gnostischen Christentum

„Kommt und seht selbst!“ (Johannes 1, 39)

 München, Juni 2025

 

33. Brief

Ein Wesen aus der Elohim-Welt inkarniert

 

Im Alten Testament war die Ich-Entwicklung der Menschen in der Jahwe-Welt ausführlich geschildert worden. Ein bewusstes Ich war entstanden, als Voraussetzung zur Rückkehr dieses Teils der Menschheit in die Elohim-Welt, aus der sich dieser Teil vor Urzeiten entfernt hatte. Jetzt inkarnierte ein Wesen aus der Elohim-Welt, heute Jesus, der Christus genannt, in einen sterblichen irdischen Menschen namens Jesus, um diesem Teil der Menschheit einen Weg zurück in die göttliche Elohimwelt zu eröffnen.

Paulus beschreibt das so: „Jesus Christus hielt es nicht für ein besonderes Privileg, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich selbst, indem er Knechtsgestalt annahm und den Menschen ähnlich wurde,“(Philipper 2, 7) Ein sterblicher irdischer Mensch, Jesus, stand seit seiner Geburt in Verbindung mit einem unsterblichen Geistprinzip aus der göttlichen Elohim-Welt und ging in dieser Kraft einen Weg, auf dem das im irdischen Leib latent gewordene Geistprinzip wieder wach und bewusst wurde. Jesus war dem Geist nach aus der Elohim-Welt geboren, dem Körper und der Seele nach aus der irdischen Welt hervorgegangen, brachte aber eine vollständige Veränderung des sterblichen Körpers und der Jahwe-Seele zuwege. Er baute einen unsterblichen Leib und eine unsterbliche Seele auf, die sich wieder mit seinem neu belebten Geistprinzip verbanden. So erlangte er die Wiedervereinigung mit dem unsterblichen Christus aus der Elohim-Welt.

 

Und Jesus selbst beschrieb die Bedingung für diese Wiedervereinigung: die Unterordnung, ja das Aufgehen des Ich- Bewusstseins (Jahwe) in einem neuen Geist-Bewusstsein (Elohim bzw. Christus): „Wer sein Leben (des Ich-Bewusstseins) verliert um meinetwillen (des Elohim-bzw. Christus-Bewusstseins), der wird das wahre Leben (das ursprüngliche Leben im Elohim-Gott bzw. Christus) finden.“ (Matthäus 16, 25)

 

Der Jahwe-Mensch ist eine Voraussetzung für den Elohim-Menschen, weil er ein Ich mit der Fähigkeit des Dienens und der Einsicht in den Zustand der Menschheit entwickelt hat. Er ist zwar noch ein Bewohner der ungöttlichen irdischen Welt, hat aber die Aufgabe, wieder in den Elohim-Menschen des Ursprungs einzugehen.

Das Alte Testament mit dem Ich-Gesetz ist somit durchaus notwendig, damit das Neue Testament auf dieser Grundlage wirksam werden kann. Jesus zum Beispiel war zunächst ein „Sohn“ der irdischen Jahwe-Welt, inkarniert in einer sterblichen Ichpersönlichkeit. Doch hatte er die Aufgabe, den Weg zurück zu einem „Sohn“ der göttlichen Elohim-Welt zu gehen, um die ganze Menschheit dorthin zurückzuführen. Über das Jahwe-Gesetz sagte er: „Meint nicht, dass ich gekommen bin, das Gesetz und die Propheten aufzulösen, Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ (Matthäus 5, 17) Die Erfüllung des Jahwe-Gesetzes besteht im Wiederaufleben der göttlichen Elohim-Freiheit.

 

Nach seiner Lehrzeit, wahrscheinlich bei Johannes dem Täufer, dem Nasiräer oder Essener, bei dem er den Weg der Reinigung seines Ichs ging, erhielt Jesus die Taufe mit „Wasser“: „Als aber Jesus getauft worden war, stieg er alsbald aus dem Wasser.“ (Matthäus 3, 16). Seitdem wurde er „Jesus Nazoraios“ genannt, wie es später über dem Kreuz geschrieben stand: „Jesus Nazoraios, König der Juden“. (Wenn seine Herkunft aus Nazareth hervorgehoben werden sollte, hieß er „Jesus Nazarenus“). Als diese Taufe mit dem „Wasser der Buße“ erfolgt war – was die Zusammenfassung und den Abschluss seiner asketischen Lehrzeit bei den Nasiräern markierte, wurde er mit der eigentlichen Aufgabe seines Lebens konfrontiert. Er erhielt die Taufe mit „Feuer“, die Kraft des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube: „Und siehe, die Himmel taten sich auf und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben und auf ihn kommen.“ (Matthäus 3, 16) (Johannes der Täufer hatte über ihn gesagt: „Er wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen“. Göttlicher Geist und „Feuer“ sind identisch: Matthäus 3, 17). 

Durch die Feuertaufe hatte sich Jesus wieder mit dem Christus, dem „Gesalbten“ („Christus“ heißt Gesalbter, hebräisch „Maschiach“, gräzisiert „Messias“) dem Sohn des Elohim-Gottes vereinigt, der ihn als seinen „geliebten Sohn“ begrüßte. Er begann seinen exemplarischen Weg der Befreiung des Menschen von Sterblichkeit und Gesetzesunterwerfung. Er zog Schüler heran, die gleich ihm und mit seiner Hilfe die verlorene Elohim-Sohnschaft nach Geist, Seele und unsterblichem Körper wiedergewinnen wollten.

 

Wenn nun Jesus sich im Neuen Testament als den „Sohn Gottes“ bezeichnet: welchen Gott meint er dann? Kann er den Jahwe-Gott meinen? Ist er Sohn des Gesetzesgottes? Er muss immer den Elohim-Gott meinen, wenn er von seinem „Vater“ spricht, dem Ursprung der göttlichen Schöpfung. Mit ihm ist er eins, nachdem er die notwendige Reinigung bei Johannes dem Täufer und die Versuchungen durch den Satan hinter sich gebracht hatte. Er spricht zum Beispiel von seinem „Vater“, dem Elohim-Gott: „Vater, ich will, dass da, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast … weil du mich geliebt hast vor Grundlegung der Welt (Johannes 17, 24), das heißt vor der Schöpfung der Welt durch die Elohim in sieben Epochen (1.Mose 1, 1-2,3).Wenn er sich gegen die Schriftgelehrten wendet, so nicht, weil sie dem Jahwe-Gott anhängen (was ihrem Entwicklungszustand durchaus entspricht), sondern weil sie den Jahwe-Glauben zu einem Machtinstrument gemacht haben und Menschen, die den Weg zum Elohim-Gott zurück gehen wollen, diesen Weg verweigern. „Ihr Heuchler“, sagt Jesus zu ihnen, „dass ihr das Reich der Himmel vor den Menschen zuschließt. Denn ihr kommt nicht hinein, und die, welche hineinwollen, lasst ihr nicht hinein!“ (Matthäus 23, 13).

 

Das „Reich der Himmel“ vor den Menschen aufzuschließen: Das war das Ziel, weshalb Jesus der Christus in einen irdischen Menschen inkarnierte, um allen dazu reifen Menschen durch sein Vorbild den Weg zurück zum Elohim-Gott der Freiheit zu ermöglichen.

Sofort bildeten sich mehrere Fronten gegen ihn, mit denen er sich auseinandersetzen musste – immer in Verbindung mit seinem „Vater“, dem Elohim-Gott.

Die erste Front war die der Schriftgelehrten und Pharisäer, deren Aufgabe es gewesen war, das jüdische Volk mit dem Jahwe-Gott und dessen Gesetz zu verbinden. Der Jahwe-Gott, der „Ich bin der Ich-bin“ hatte in der Menschheitsentwicklung das „selbstständige Ich“ verkörpert: die Fähigkeit, nach der Periode des Dienstes für die Naturgötter nur noch einem einzigen Gott zu dienen, dem Repräsentanten des selbstständigen Ichs. Sie erwarteten, wenigstens zum Teil, einen Messias, den Repräsentanten einer neuen Epoche der Menschheitsentwicklung, der die Welt und die Menschheit endgültig von Krieg und Tod befreien würde. Die Propheten hatten einen solchen Befreier verkündet, einen Sohn Gottes, der Frieden auf die Erde bringen würde.

Große Teile dieser religiösen Führer des Volkes hatten sich aber unter diesem Messias vor allem einen Befreier vom römischen Joch vorgestellt, weniger den Bringer einer neuen inneren Freiheit vom Dogma des Gesetzes, das Mose gebracht hatte. Der Prophet Jesaja zum Beispiel hatte ausdrücklich in Bildern von einer Zukunft gesprochen, in der ein inneres Reich der Freiheit des Geistes, der Seele und des Lebens da sein werde: „Alsdann werden die Augen der Blinden aufgeschlossen und die Ohren der Tauben werden aufgetan. Alsdann wird der Lahme springen wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen wird jauchzen... und es wird eine reine Straße sein, und 'Heiliger Weg' wird man sie nennen … und Toren werden nicht auf ihr irregehen .. Erlöste werden darauf gehen und die Befreiten des Herrn werden heimkehren mit Jauchzen, ewige Freude über ihrem Haupt, Freude und Wonne wird bei ihnen einkehren, und Leid und Seufzen werden fliehen“ (Jesaja 35, 5-9).

 

 

 

 

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