31.03.21

Gnostisches Christentum - Forum für ein gnostisch-rosenkreuzerisches Christentum - 7 Brief

7. Brief, München - Ostern - April 2021



"Kommt und seht selbst" (Johannes 1, 39)

Briefe zum gnostischen Christentum

"Auferstehung von den Toten": Das wird im Allgemeinen so verstanden, dass der Leichnam eines Gestorbenen wie durch ein Wunder wiederbelebt wird, sei es, wie bei Jesus, am Ende des Lebens im Grab, sei es wie beim normalen Menschen, am Ende der Tage, am "Jüngsten Tag". Doch nach der Definition in der Bibel, etwa bei Paulus, ist es so, dass sich auf einem befreienden spirituellen Weg der unsterbliche Geist des Menschen während des Lebens einen unsterblichen Geist-Seelen-Körper baut, der nicht mehr sterben kann (1. Brief an die Korinther 3, 11-13). Das ist, wie in diesem Brief beschrieben werden soll, kein Wunder, sondern eine wissenschaftlich erklärbare Möglichkeit.

Um einen unsterblichen Geist-Seelen-Körper aufzubauen, muss der Mensch einen spirituellen, transfiguristischen Weg gehen, der in drei große Schritte unterteilt werden kann. Im ersten Schritt wird dieser Mensch im Herzen von einem spirituellen, un-irdischen Ruf getroffen und versucht, mit dem Ich-Bewusstsein darauf zu reagieren. Er versucht, sein irdisches Denken, Fühlen, Wollen und Handeln auf diesen Ruf abzustimmen.
Ist diese Reinigung und Läuterung des Ich-Wesens bis zu einem gewissen Grad fortgeschritten, kann er in einem zweiten großen Schritt darin einwilligen, dass die jetzt in ihm wirkende spirituelle Kraft ein neues Seelen-Bewusstsein in seinem Wesen aufbaut. Voraussetzung dafür ist, dass er seine irdische Ich-Bezogenheit vollständig in der neuen Seele aufgehen lässt. Auf diese Weise kann, hervorgehend aus seinem Geist-Prinzip im Herzen, ein unsterbliches Seelen-Bewusstsein entstehen, das zunächst zugleich mit seinem geläuterten, der neuen Seele dienstbaren Ich-Bewusstsein in seinem Mikrokosmos wirksam ist.
Dieses Seelen-Bewusstsein verfügt über ein neues Denken, Fühlen und Wollen, ausgerichtet auf die vom Geist-Prinzip im Herzen ausgehende göttliche Kraft und Ordnung. Deshalb ist es unsterblich. Es ist nicht mehr an den physischen Körper gebunden, wie das irdische Ich-Bewusstsein mit seinem Ich-Denken, Ich-Fühlen und Ich-Wollen. Es ist unabhängig von der physischen Welt, dem physischen Makrokosmos, geworden. Den Einbau von Teilen des geläuterten Ich-Bewusstseins in dieses neue Seelen-Bewusstsein und dessen dadurch erfolgende Veränderung nennt man "Transfiguration" der Seele.
Wie verhält sich ein solches Seelen-Bewusstsein beim Tod des physischen Körpers? Das an den physischen Körper gebundene Ich-Bewusstsein stirbt gemeinsam mit diesem Körper. Doch ein nicht mehr an den physischen Körper gebundenes Seelen-Bewusstsein stirbt nicht mit dem sterblichen Körper. Es erlebt dessen Tod und Auflösung bewusst, wie das Ablegen eines Kleides. Es kann den Tod des physischen Körpers sozusagen beobachten, ohne dabei zu erlöschen. Für so einen Menschen hat der Tod des physischen Körpers keine wesentliche Bedeutung mehr. Sein neues Seelen-Bewusstsein lebt ja weiter, sein Mikrokosmos inkarniert nach einer gewissen Zeit in einen neuen physischen Körper mit dessen Ich-Bewusstsein und entwickelt sich in diesem Körper weiter. Für dieses neue Seelen-Bewusstsein ist der Tod überwunden, obwohl es noch keinen unsterblichen Auferstehungs-Körper besitzt.
Der dritte große Schritt auf dem spirituellen Weg besteht darin, dass der Mensch, der ein neues Seelen-Bewusstsein aufgebaut hat, nun dazu übergeht, mit dessen Hilfe auch einen Geist-Seelen-Körper aufzubauen. Dieser wird nach dem Tod des physischen Körpers "auferstehen" und muss, wie der gesamte Mikrokosmos, nicht mehr in einen sterblichen physischen Körper inkarnieren. Denn ein solcher Mensch ist nach Geist, Seele und Geistkörper unsterblich. Er kann das "Rad von Geburt und Tod" verlassen, muss also nicht mehr inkarnieren und kann mit seinem unsterblichen Geist-Seelen-Körper in die göttliche Welt eingehen.

Wie baut der Mensch einen unsterblichen Geist-Seelen-Körper auf? Er hat, wie beschrieben, auf seinem spirituellen Weg zunächst sein Ich geläutert und dann ein mit der göttlichen Ordnung wieder übereinstimmendes Seelen-Bewusstsein entwickelt. Dieses ist unsterblich, weil es von unerschöpflicher göttlicher Lebenskraft durchdrungen ist.

Mit Hilfe eines solchen neuen Seelen-Bewusstseins kann nun aber der kosmische Geist zusammen mit dem wieder wirksamen Geistprinzip dieses Menschen einen Geist-Seelen-Körper aufbauen, der ebenfalls unsterblich ist. Er entspricht nach Denken, Fühlen, Wollen und Handeln, also seiner ganzen Struktur und Substanz nach, wieder dem ursprünglichen göttlichen Menschen und ist wie dieser unsterblich. Der Geist durchdringt das Seelen-Bewusstsein mit seiner Substanz und Struktur und wirkt über dieses Bewusstsein so auf den Körper ein, dass dieser vollständig verändert, "transfiguriert" wird.

Man könnte diesen Vorgang als "Pneumo-Psycho-Somatik" bezeichnen. Jede aus dem göttlichen Geist (Pneuma) hervorgehende Aktivität wirkt über das Seelen-Bewusstsein teilweise auf den Körper ein und verändert ihn so, dass bestimmte Zellen und Nerven der Substanz und Struktur des Geistes entsprechen - und daher unsterblich sind.
Man kann sich das an einem analogen Beispiel aus der irdischen Evolution der Tierwelt vorstellen (denn überall im Kosmos gibt es Parallelen auf verschiedenen Entwicklungsstufen der Geschöpfe). Eine Raupe, die Larve eines Schmetterlings, trägt in sich den vorläufig unwirksamen Keim der Struktur eines neuen, erwachsenen Schmetterlings. Während ihres Lebens frisst sie sich Energie an, die ab einem bestimmten Zeitpunkt genügt, um diesen Keim wieder wirksam zu machen. In der Puppe verwandelt das Tier die sterblichen Reste der Raupe und die gesammelten Energien nach einem in diesem Keim liegenden Bauplan in die neue Gestalt des erwachsenen Tieres.
Ebenso kann ein Mikrokosmos nach zahlreichen Lebenserfahrungen in verschiedenen Inkarnationen eine geläuterte Ich-Persönlichkeit, die sich ganz und gar dem spirituellen Weg weiht, mit Hilfe eines neuen Seelen-Bewusstseins so umbauen, dass eine neue, unsterbliche Persönlichkeit entsteht. Diese entspricht dann nach Denken, Fühlen, Wollen und Handeln, also ihrer ganzen Struktur und Substanz nach, dem ursprünglich unsterblichen Körper des göttlichen Menschen. Mit anderen Worten: ein alter Bauplan wird durch einen neuen ersetzt. Der Bauplan des alten Körpers wird durch den Bauplan eines neuen Körpers ersetzt, so wie der Bauplan der Raupe im obigen Beispiel durch den ganz verschiedenen Bauplan des erwachsenen Tieres ersetzt wird, der bereits im Keim des Schmetterlings enthalten war.
Die Ersetzung des alten Bauplans einer menschlichen Persönlichkeit durch einen neuen nennt man "Transfiguration", das heißt übersetzt: "Überführung einer alten Gestalt (Figur) in eine neue Gestalt (Figur)". Der selbe Begriff gilt auch schon für die "Überführung einer alten sterblichen Seele in eine neue, unsterbliche Seele", wie es im zweiten Schritt auf dem spirituellen Weg geschieht.

Dabei muss Energie zugeführt werden: Die Raupe hat sie sich während ihres Lebens angefressen. Der Mensch auf dem spirituellen Weg hat sie sich durch sein neues Verhalten angeeignet, sein Handlungsleben, das lange Zeit der zukünftigen Aufgabe der Transfiguration entsprechen muss. Wie bei allen Aufgaben eines Geistesschülers im Leben hilft aber auch die göttliche Welt oder das Kraftfeld einer Geistesschule durch Zufuhr von göttlicher Energie und Substanz bei diesem Vorgang.

Man wird fragen: Warum ist überhaupt ein solcher Vorgang notwendig? Die Antwort ergibt sich ganz einfach aus der Tatsache, dass der heutige Mensch mit seiner sterblichen Persönlichkeit nicht mehr seiner ursprünglichen Aufgabe und Gestalt entspricht. Die göttlichen Gesetze drängen jedes Geschöpf im Kosmos, die Aufgabe, die bei seinem Ursprung aus Gott in es gelegt worden ist, zu erfüllen. Beim Menschen lautet diese Aufgabe: "Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist" (Matthäus 5, 48). Gott, der "Vater im Himmel", hat den Menschen als seinen Sohn /Tochter hervorgebracht, ist als Ursprung seines Lebens selbst in ihm weiter gegenwärtig und möchte in ihm bewusst werden. Die von Gott in den Menschen gelegten Eigenschaften wie schöpferisches Denken, Wollen, Fühlen und Handeln sollen ihm bewusst werden, damit er in die selbe Herrlichkeit eingehen kann wie sein Erzeuger. Und er soll sich diese Eigenschaften in Freiheit selbst erwerben, sonst wäre er nicht frei wie sein Schöpfer. Er wäre nur eine Maschine.
Ein Teil der ursprünglichen Menschheit jedoch hat die ursprünglich in ihn gelegte Entwicklungslinie verlassen und ist in einen Zustand der Trennung von Gott geraten. Wir sind es. Es fehlt uns deshalb genügende Energiezufuhr, um ein ewiges Leben ohne den dazwischentretenden Tod führen zu können. Um uns dies wieder zu ermöglichen, hat die göttliche Welt das Gesetz der Reinkarnation eingeführt. Das sorgt dafür, dass irgendwann in uns wieder ein vollständig intakter Mensch aufgebaut werden kann, dessen Geist, Seele und Körper unsterblich sind, den göttlichen Gesetzen und Strukturen wieder entsprechen und damit dem Leiden und dem Tod enthoben sind, die ihn als Folge der Trennung von Gott betroffen haben.

Der von Gott getrennte Mensch kann weder aus eigener Kraft die dafür notwendige Energie aufbauen noch einen geeigneten Bauplan entwickeln, die Struktur einer unsterblichen Persönlichkeit, eines unsterblichen Geistkörpers, nach dem die verlorene Geist-Seelen-Persönlichkeit wieder aufgebaut werden kann.

Jesus der Christus brachte der Menschheit sowohl diese Energie als auch die Matrize, den Bauplan. Er ging in den Kräften des Geistes einen spirituellen Weg, auf dem er dies vollbrachte.
Der unsterbliche göttliche Geist in Jesus dem Christus baute während dessen physischen Lebens eine unsterbliche Seele mit Geist-Seelen-Körper auf, der im oder nach dem Tod des sterblichen physischen Körpers unsterblich "auferstand". Er, Jesus, hatte damit den Tod überwunden. Er leitete seine Schüler an, selbst einen Anfang mit dem Aufbau eines unsterblichen Geist-Seelen-Körpers zu machen, um ihrerseits den Tod des physischen Körpers zu überwinden. Denn jeder Mensch besitzt ein unsterbliches göttliches Geistprinzip im Herzen, das im Allgemeinen latent, unwirksam und unbewusst ist und keinen unsterblichen Körper aufbauen kann. Schüler einer Geistesschule jedoch versuchen einen spirituellen Weg zu gehen, auf dem sie, wie die Schüler von Jesus und dieser selbst, zumindest den Anfang mit einem solchen unsterblichen Körper machen können.

Paulus formulierte das so: "Jesus Christus, der, als er in Gottes Gestalt war, es nicht für ein exklusives Privileg hielt, wie Gott zu sein, sondern sich selbst entäußerte, indem er Knechtsgestalt annahm ..." (Philipper 2, 6-7), und diese sterbliche Knechtsgestalt wieder durch eine unsterbliche Geistgestalt ersetzte. Mit anderen Worten: Mit seiner freiwilligen Inkarnation in einen sterblichen Körper verlor Jesus zunächst seine Gottesgestalt - er "entäußerte" sich ihrer. Als Säugling und Kind in einem sterblichen Körper hatte er zunächst keine Möglichkeit, sein eigentliches Wesen auszudrücken. Doch im Lauf seines Lebens baute er seine Gottesgestalt wieder auf - er führte in verschiedenen Schritten die Transfiguration seiner Knechtsgestalt in eine Gottesgestalt durch.

Die Phasen dieser "Transfiguration" werden in allen Evangelien geschildert, zum Beispiel im Lukasevangelium.
Die Szene des "zwölfjährigen Jesus" im Tempel beschreibt, wie der junge Jesus soweit herangewachsen war, dass er seiner Gottesgestalt zum ersten Mal wieder Ausdruck geben konnte. Jesus erkannte, dass sein Wesen ein göttliches Wesen war: "Wisst ihr nicht", sagte er zu seinen Eltern, "dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?", nämlich im Tempel zu sein? (Lukas 2, 49). Das war der erste Schritt auf dem spirituellen Weg: der Ruf aus der göttlichen Welt, den er dadurch beantwortete, dass er sich in eine Essenergemeinschaft (Nazoräer-Gemeinschaft) begab, die von Johannes dem Täufer geleitet wurde. Dort lernte Jesus als "Asket" all seine irdischen Ich-Eigenschaften zu reinigen und zu läutern. Die "Taufe mit Wasser", die Johannes der Täufer an ihm vollzog, ist Sinnbild für diese Phase seiner Entwicklung (Lukas 3, 21). Der zweite Schritt auf dem spirituellen Weg wird in den Evangelien zunächst nicht weiter beschrieben. Auf Grund seines besonderen Auftrags ging Jesus sogleich zum dritten Schritt über.
Nachdem er mit dem Wasser der Reinigung "getauft" war - beim Evangelisten Markus heißt es ausdrücklich, "sobald er aus dem Wasser stieg" (Markus 1, 10) -, erlebte er den dritten Schritt des spirituellen Weges, die "Taufe mit Feuer". Das ist die Taufe mit dem heiligen Geist, gleichbedeutend mit der "Salbung", wodurch Jesus zum Christus - griechisch für "Gesalbter" (hebräisch: Maschiach=Messias) - wurde. Das war seine "Erleuchtung". In diesem Augenblick erlebte er sein wahres Wesen als Gottessohn und erkannte zugleich seine daraus folgende Aufgabe als "Gesalbter" (Messias): das "Feuer des Geistes" in die Welt zu bringen. Eine unsterbliche Geist-Seelen-Gestalt war in ihm geboren.
Jetzt lernte er, das Bewusstsein einer neuen Seele aufzubauen. Er wurde, "vom Geist geleitet, in der Wüste umhergetrieben und vom Teufel versucht"... (Lukas 4,1 ) Die drei Versuchungen waren die Prüfungen bei seinem zweiten Schritt auf dem spirituellen Weg, durch die er ein klares Seelen-Bewusstsein errang, nicht mehr zu erschüttern durch Ansprüche des auf sich selbst bezogenen Ich-Bewusstseins.
Die erste Versuchung bestand darin, dass er die Speisung durch das göttliche Wort mit menschlicher Nahrung verwechseln und sich einbilden würde, als Gesalbter sei es seine Aufgabe, die Menschen mit reichlicher, vergänglicher Nahrung (irdischem Brot) zu versehen, statt ihnen geistige, unvergängliche Speise zu reichen. Er erlag dieser Versuchung nicht.

Die zweite Versuchung bestand darin, dass er sich als großer Machthaber fühlen könnte, der zum Beispiel in der Lage war, die Juden vom römischen Joch zu befreien. Auch dieser Versuchung erlag er nicht. Denn er erkannte: Der Sinn des Lebens ist, Gott, dem höchsten Gesetz zu dienen, nicht dem Machttrieb des Ichs.
Die dritte Versuchung war, sich selbst als der erhabenste Mensch, schon im Einklang mit Gott, zu fühlen. Jesus erlag auch dieser Versuchung nicht, und "der Teufel stand von ihm ab bis zu gelegener Zeit". Das bedeutet: Es würde noch eine, die größte Versuchung, kommen (Lukas 4, 13).
Nachdem Jesus durch das Bestehen der drei Versuchungen für seine Aufgabe gerüstet war, trat er in der Öffentlichkeit auf, heilte psychische und physische Krankheiten und teilte dafür empfänglichen Menschen seine göttlichen Kräfte mit - was in den Evangelien in Form der "Wunder" dargestellt wird. Das sogenannte "Wunder" der Speisung der 5000 zum Beispiel versinnbildlicht die Austeilung göttlicher Kräfte, welche die Sehnsucht des Menschen nach geistiger Nahrung stillen konnten (Lukas 9, 11-17). Denn die "Brote" und "Fische" vermehrten sich bis ins Unendliche, weil göttliche Speisen der Einsicht (Brot) und Kraft (Fische) unerschöpflich sind. Zugleich mit seiner öffentlichen Wirksamkeit baute Jesus eine Geistesschule auf, in der er Schüler heranzog, die den selben Weg wie er gehen wollten.

Die Erzählung von der "Verklärung" Jesu auf dem Berg zeigt (Lukas 9, 28-36), bis zu welchem Grad seine neue Seele mit ihrem Leib bis dahin von göttlichen Kräften durchdrungen worden war. Denn Austeilung göttlicher Kräfte für andere verändert, "transfiguriert" auch die Seele des Austeilenden. In den griechisch-orthodoxen Bibeln ist diese Szene mit "Transfiguration" überschrieben. In den westlichen Bibeln wird sie als "Verklärung" bezeichnet: Das "Angesicht Jesu" - sein Bewusstsein - veränderte sich, und "sein Gewand wurde strahlend weiß". Das vierfache Seelengewand besteht aus Denken, Fühlen, Wollen und Handeln (Leib). Es zeigte sich in dieser Szene, dass Denken, Fühlen, und Wollen, die ersten drei Seelen-"Gewänder", bei Jesus von göttlichen Kräften durchstrahlt und unsterblich geworden waren. Aber der Leib Jesu, das vierte Seelen-"Gewand", war noch nicht "transfiguriert", noch nicht in einen unsterblichen Geist-Seelen-Leib verwandelt.

Denn die Verwandlung, die Transfiguration des Körpers, der dritte Schritt auf dem spirituellen Weg, würde endgültig erst in Gethsemane vollzogen werden. Dort rang Jesus mit der Versuchung, seine göttliche Mission zu verraten. Der Selbsterhaltungstrieb seines Körpers mobilisierte die letzten Kräfte des sterblichen Ichs, das stets dem Tod entgehen will. Diese Versuchung hatte der "Teufel" nach Lukas 4, 13, vorausgesagt, als er sich bis "zu gelegener Zeit" zurückgezogen hatte.
Die vierte und größte Versuchung für Jesus war demnach, dem Lebenswillen des Körpers aus Angst vor dem Tod nachzugeben. Doch indem Jesus auch seinen Lebenswillen endgültig dem Willen des Vaters übergab: "Herr, nicht mein, sondern dein Wille geschehe" (Lukas 22, 41-44), überwand er die Abhängigkeit auch seines Leibes vom Tod und schuf damit die Voraussetzung, auch den sterblichen physischen Körper zu transfigurieren und mit einem unsterblichen Körper aus der Vergänglichkeit frei in die Unvergänglichkeit "aufzuerstehen".
Sein Verhalten bei der Kreuzigung des alten Körpers demonstriert diese Tatsache. Er betet am Kreuz den 22. Psalm, der mit den Worten beginnt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!" (Vers 2), doch schließlich gegen Ende lautet: "Aufleben soll euer Herz für immer", und: "Doch meine Seele, ihm (Gott) lebt sie" (Verse 27 und 30). Und während Jesus nach der Kreuzabnahme drei Tage im "Grab" liegt, einem von seinen Freunden, unter anderem Josef von Arimathia, geschützten Raum, vollzieht sich endgültig die Transfiguration seiner drei Wesensglieder Geist, Seele und Körper - deshalb die "drei Tage" im Grab. Geist, Seele und Leib werden von den göttlichen Energien durchdrungen, bis sie vollkommen selbstständig das "Grab" der irdischen Natur verlassen und in die Dimension der göttlichen Welt aufsteigen können.
Das ist wieder vergleichbar der Situation, in der die Larve eines Schmetterlings sich verpuppt (Bild dafür ist das "Grab") und die ganze alte Struktur, den alten Bauplan, aufgibt. Der neue Bauplan wird realisiert, die dafür notwendigen Energien und Substanzen stehen bereit, und der Schmetterling verlässt die Dimension der Erde, um frei in die Dimension der Luft aufzusteigen.
Das ist ein schönes Bild dafür, dass Jesus das "Grab", die Dimension der irdischen Welt, mit einer transfigurierten Dreiheit aus Geist, Seele und Leib verlässt und unsterblich in die Dimension der göttlichen Welt emporsteigt. Das "Grab" der irdischen Dimension ist leer, nur, wie das Johannesevangelium berichtet, "die leinenen Binden" und "das Schweißtuch, an einem Ort für sich zusammengewickelt" (Johannes 20, 6-7) liegen noch da. Was sind diese Binden und das Tuch, wer hat sie ordentlich "zusammengewickelt"? Es sind die Reste der physischen, gestorbenen Persönlichkeit, die Jesus, nachdem er alle irdischen Aufgaben erledigt hatte, schön geordnet zurücklässt.

Das ist Ostern, das ist Auferstehung nach vorhergehender Transfiguration! Es ist Ostern nicht nur für Jesus den Christus vor 2000 Jahren. Es kann Ostern für jeden werden, der diesen selben Weg in den Kräften des Christus geht. Jesus hat uns diesen Weg, die Transfiguration des alten sterblichen in den neuen unsterblichen Bauplan, vorgelebt und dadurch ermöglicht, ihn nachzuleben. Denn seit seinem Leben und seiner Auferstehung sind seine Seelensubstanz und Seelenenergie im geistig-seelischen Organismus Menschheit wirksam, wie Substanz und Energie einer neuen Körperzelle, die alle alten Zellen mit ihrem Vorbild anstecken kann. Dafür hat Jesus sogar ein Ritual hinterlassen, mit dem ständig an diese Möglichkeit erinnert wird. Es ist das Abendmahl oder die Eucharistie. Der neue, unsterbliche Leib, die Seelensubstanz oder die neuen Äther, wird versinnbildlicht durch das von Jesus ausgeteilte "Brot", die neue, unsterbliche Seele, die Seelenenergie oder die neuen Astralkräfte, werden versinnbildlicht durch den "Wein". Wo bei einem Menschen Offenheit des Herzens und des Hauptes für diese Kräfte gegeben ist, da können sie, im dritten Schritt auf dem spirituellen Weg aufgenommen, wirken. Das Ritual hilft nichts, wenn diese Offenheit nicht gegeben ist und nur imitiert wird.
Das ganze Leben von Jesus, vom Erwachen seines göttlichen Geistprinzips bis zur Auferstehung des unsterblichen Geist-Seelen-Körpers, ist seither als Matrize im geistig-seelischen Menschheitsorganismus wirksam und steuert den Vorgang in jedem dazu bereiten Schüler bis zu dessen Auferstehung. Wenn die irdischen Gegenkräfte zu stark sein sollten, treten Geistesschulen auf, in denen die erforderlichen Kräfte und die Jesus-Matrize konzentriert sind und den Schülern trotzdem den Weg ermöglichen.

So wird für jeden Menschen einmal Ostern, die Überwindung des Todes, kommen, die Auferstehung eines unsterblichen Geist-Seelen-Körpers, die Wiederverbindung der ursprünglichen Gottesgestalt mit dem göttlichen Ursprung. Diese kosmische Aufgabe für den von Gott getrennten Menschen wird durch das Vorbild von Jesus dem Christus ermöglicht. Aber das Vorbild muss nachvollzogen werden, sonst bleibt es folgenlos. Nur daran glauben, nur für wahr halten, dass Jesus auferstanden ist, dass der Gläubige die Auferstehung von den Toten am Jüngsten Tag so einfach als Geschenk erhält, dass sein irdischer Leichnam wie durch ein Wunder Gottes unsterblich auferweckt wird - das ist nur ein Missverständnis, eine trügerische Hoffnung. Sie verhindert unseren eigenen Weg, unsere eigene Arbeit, unsere eigene Bestimmung, "vollkommen zu werden, wie der Vater im Himmel vollkommen ist". Sind wir als freie, schöpferische Wesen aus Gott hervorgegangen, um wie Maschinen zur Vollkommenheit entwickelt zu werden? Wir müssen es selbst tun, in schöpferischer Freiheit, unterstützt durch das göttliche Vorbild. Nur so entsprechen wir unserem kosmischen Auftrag.
Vorläufig genügt es, dass wir diese Sachverhalte erkennen und ein entsprechendes Bewusstsein entwickeln. Dadurch wird der latente, unsterbliche Geistfunke in unserem Herzen schon wirksam und beginnt, transfiguristisch eine Seele und einen Körper aufzubauen, der den Tod überwindet. Das wird unser Ostern sein.

Und das "Oster-Ei"? Es dient zur Erinnerung an unseren Geistkeim im Herzen, der wie ein Same von der göttlichen transfiguristischen Kraft befruchtet sein kann. Es ist schön bemalt, weil so viele wunderbare Entwicklungsmöglichkeiten in ihm verborgen liegen. Der Same kann keimen, wenn wir es zulassen, er kann seine irdische Schale sprengen und zum Geist-Seelen-Menschen auferstehen. Der Verlag und ich wünschen Ihnen gute Besinnung auf die Auferstehung Ihres eigenen wahren Menschen.

Kommentare bitten wir brieflich oder per E-mail an die Adresse Königsdorfer Verlag, Zellwies 11, 82549 Königsdorf, bzw. E-mail-Adresse: www.koenigsdorfer-verlag@web.de zu richten, zu Händen von Konrad Dietzfelbinger.